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e5-Exkursion 2022 führte zu Leuchtturmprojekten in Nieder- und Oberösterreich

Innovative Technologien, Pionierprojekte, und Vorzeige-Gemeinden: Bei der e5-Fachexkursion 2022 gab es viel zu bestaunen.

Ende Juni führte die e5-Fachexkursion 21 Teilnehmende aus 14 e5-Gemeinden nach Nieder- und Oberösterreich. Zu Bestaunen und Bewundern gab es wieder einiges: innovative Technologien, Pionierprojekte sowie Vorzeige-Gemeinden und ein Stück Zeitgeschichte mit dem AKW Zwentendorf.

Im schönen Linz startete die dreitägige Exkursion mit einem Besuch im Rathaus, wo die Teilnehmenden aus erster Hand von den aktuellen Klimaprojekten der Stadt erfuhren. Ein erstes Highlight folgte gleich darauf: Die Besichtigung der Wasserstoffversuchsanlage der voestalpine, welche zeigen soll, ob Stahlproduktion klimaneutral möglich ist.

Spannend gestaltete sich auch der zweite Tag in Niederösterreich mit Führungen durch das AKW Zwentendorf, die Stadt Krems und die e5-Gemeinde Großschönau.

Zurück in Oberösterreich startete der letzte Tag bei INKOBA, wo die Teilnehmenden erfuhren, welche Vorteile Interkommunale Betriebsansiedelungen für Gemeinden haben. Zum Abschluss folgten spannende Einblicke in die Arbeit des Energiebezirk Freistadt sowie die Besichtigung einer Agro-Photovoltaikanlage und eines Windparks.

Mit den vielfältigen Eindrücken und Inspirationen im Gepäck traten wir schließlich die Heimreise an.


Für alle die noch mehr erfahren wollen: Die Highlights der Exkursion haben wir in 8 Stationen zusammengefasst.

Station 1: Klimaschutz und Klimawandelanpassung in der oberösterreichischen Landeshaupstadt

Klimaschutz und die Klimawandelanpassung sind auch in der Stadt Linz wichtige Themen. Die zuständige Abteilung Stadtklimatologie und Umwelt setzt dabei auf die Schaffung guter Datengrundlagen sowie darauf aufbauenden Tools und Modellen für die Planung zukünftiger Projekte. So wurde beispielsweise ein mehrstöckiges Gebäude niedriger geplant und gebaut, nachdem Modellierungen zeigten, dass sonst die Kaltluftzufuhr in die Stadt gesenkt würde.

Neben der Verwaltung beschäftigt sich auch die Stadtpolitik intensiv mit den Herausforderungen des Klimawandels. In außerordentlichen Klima-Sondersitzungen des Stadtsenats werden mehrmals jährlich entsprechende Themen behandelt.

Mit dem 2020 ins Leben gerufenen „Klimafonds“ fördert die Stadt zudem innovative Projekte im Bereich Klimaschutz und Klimawandelanpassung mit insgesamt 1 Million Euro. Soziale Komponenten sollen dabei ebenfalls berücksichtigt werden – erklärtes Ziel ist es zur klimasozialen Stadt zu werden.

Stadtblick von oben im Rathaus Linz.

Station 2: voestalpine - klimaneutraler Stahl bis 2050?

Seit 2019 betreibt die voestalpine eine der größten Wasserstoffversuchsanlagen weltweit. Erforscht wird, ob grüner Wasserstoff für eine nachhaltige industrielle Stahlproduktion genutzt werden kann. Denn: mit 9,5 Mio. Tonnen CO2 jährlich ist die voestalpine derzeit der größte CO2-Emittent in Österreich. Bis 2050 soll die voestalpine klimaneutral Stahl produzieren. Dafür müsste die Versuchsanlage von derzeit 6 Megawatt um das 400-fache ausgebaut bzw. effizienter umgesetzt werden.

Station 3: AKW Zwentendorf - ein Stück österreichische Zeitgeschichte

Durch eine knappe Entscheidung bei der Volksabstimmung 1978 durfte das fertig gebaute Atomkraftwerk in Zwentendorf nie in Betrieb genommen werden. Die EVN übernahm das AKW und richtete darin ein Sicherheitstrainingszentrum ein. Mittlerweile finden vor allem Veranstaltungen, Festivals und Konzerte statt. Zudem zieht das AKW mit ihren Führungen viele Besucher*innen an und diente auch schon als Filmkulisse. Strom wird auf dem Gelände heute dennoch produziert. PV-Anlagen mit insgesamt 450 kWp erzeugen nachhaltige Sonnenenergie.

Die Steuerungszentrale im AKW Zwentendorf.

Station 4: Krems auf dem Weg zur lebenswertesten Kleinstadt im Donauraum

Die Stadt mit rund 23.000 Einwohner*innen hat eine ambitionierte Vision: Bis 2030 soll Krems die lebenswerteste Kleinstadt im gesamten Donauraum sein. Um dies zu erreichen sind eine Reihe von Projekten zur Erhöhung der Lebensqualität geplant, welche in einer „Vorhabens-Liste“ festgehalten und für alle Bürger*innen online einsehbar sind.

Ein zentrales Projekt war dabei die Generalsanierung der Ringstraße. In zwei Bauetappen über vier Jahre wurden dort die Radwege verbreitert, e-Tankstellen installiert, Parkplätze reduziert und neue Bäume gepflanzt. Um die Bäume auch in trockenen Sommern mit ausreichend Wasser versorgen zu können, kam das innovative „Schwammstadt-Prinzip“ zum Einsatz.

Station 5: Die energieeffizienteste Gemeinde Niederösterreichs

Die Marktgemeinde Großschönau in Niederösterreich mit ihren knapp über 1200 Einwohner*innen erreichte bei der letzten e5-Zertifizierung fünf „e“ mit einem sagenhaften Umsetzungsgrad von 84,1 %. Bürgermeister Martin Bruckner berichtete, dass das gesamte Gemeindegebiet beinahe zu 100% mit Wärme aus erneuerbarer Energie versorgt wird. Lediglich 5 Haushalte heizen noch mit Fossilen.

Ein möglicher Grund: Die Gemeinde setzte schon in 80er Jahren auf Biomasse und hat daher keine Gasleitung. Zudem wird seit 1986 in Großschönau die Bioenergiemesse (BIOEM) veranstaltet, welche etwa 20.000 Menschen anlockt. Zudem hat die Marktgemeinde mit dem Museum „Sonnenwelt“ einen zentralen Ort der Begegnung und Information zu Energie und Klimaschutz geschaffen.

Großschönau bleibt auch weiterhin am Ball: Aktuell ist das Ziel der Gemeinde den Ausbau der Photovoltaik und die regionale Energieproduktion voranzutreiben.

Die Exkursionsteilnehmenden gingen im Museum

Station 6: Interkommunale Betriebsansiedelung - besser gemeinsam als allein

Die Wirtschaftsregion Freistadt umfasst 65.000 Einwohner*innen in 27 Gemeinden. Mit der Interkommunale Betriebsansiedelung (INKOBA) will die Region gemeinsam Betriebsstandorte erschließen, weiterentwickeln und vermarkten. Basis für die Entwicklungsplanung ist ein interkommunales Raumentwicklungskonzept. Zudem werden die Einnahmen aus den Kommunalsteuern unter den Gemeinden aufgeteilt.

Die drei wesentlichen Vorteile dabei: Die Gemeinden konkurrieren nicht untereinander um Betriebsansiedelungen, organisatorische Strukturen können geteilt werden und der Flächenverbrauch wird durch konzentrierte Betriebsansiedelungen reduziert.

Station 7: Energiebezirk Freistadt und Helios GmbH

Der Verein Energiebezirk Freistadt (EBF) wurde 2004 gegründet mit dem Ziel an der zukunftsfähigen Energieversorgung für die Region zu arbeiten. Mittlerweile betreibt der Verein ein Carsharing namens „Mühlferdl“, betreut das Management von zwei Klima- und Energiemodellregionen (Mühlviertler Alm und Mühlviertler Kernland) sowie eine Klimawandelanpassungsregion (KLAR! Freistadt). Aktuell ist eine PV-Strategie in Entwicklung und das Angebot von Solateur*innen-Kursen.

Aus dem Energiebezirk Freistadt entwickelte sich die Helios-GmbH, die anfangs kommunale Dächer mit Photovoltaik-Anlagen ausstattete. Mittlerweile hat die Firma 200 MWp auf kommunalen und privaten Dächern in der Region verbaut. Die Finanzierung erfolgt unter anderem über Bürger*innenbeteiligung durch den Verkauf von Sonnenbausteinen. Dabei war die Firma auch einer der Piloten, auf welche das heutige „Crowd-Funding“-Gesetz beruht.

Station 8: Agro-Photovoltaikanlage Dreißgen, Windpark Spörbichl und Energiegenossenschaft OurPower

Die PV-Freiflächenanlage in Spörbichl hat eine Leistung von 500kWp. Die Fläche wird dabei doppelt genützt: Neben Strom werden auch landwirtschaftliche Produkte erzeugt.

Der 1999 mithilfe von Bürgerbeteiligung errichtete Windpark in Spörbichl umfasst zwei Windräder mit einer Leistung von 660kW. Der Strom des Windparks wird auf dem Marktplatz „OurPower“ angeboten, welcher vom Energiebezirk Freistadt entwickelt wurde. Ziel ist es einen Marktplatz für Ökostrom anzubieten, der einen transparenten Energiepreis zwischen Käufer*in und Produzent*in ermöglicht. Dadurch wird für die Produzent*innen ein fairer Preis erzielt und der Fortbestand des Windparks abgesichert.

Strahlendes Wetter und strahlende Gesichter beim Windpark Spörbichl.