Das ist das e5-Landesprogramm

Nutzen statt verpuffen lassen - kommunale Nutzung industrieller Abwärme in Bludenz

Die e5-Stadt Bludenz nutzt über ein Fernwärmenetz Abwärme der Firma Getzner für ihr Frei- und Hallenbad.

Markus Gmeiner
Die Photovoltaikanlage am Dach des Val Blu liefert jährlich rund 200.000 kWh Ökostrom.

Der e5-Stadt Bludenz ist es gelungen, den Wärmeenergiebedarf des städtischen Frei- und Hallenbads „Val Blu“ über einen Fernwärmeanschluss des Textilunternehmens Getzner sowie über eine Photovoltaikanlage abzudecken. Möglich machte dies eine vorbildhafte Kooperation zwischen dem Unternehmen und der Stadt.Bereits 2001 hatte das weltweit agierende Textilunternehmen Getzner in Pionierarbeit ein Fernwärmenetz errichtet, welches mit der anfallenden Prozesswärme aus der Textilproduktion gespeist wird. Das gesamte Abwärmepotential war damit aber längst noch nicht ausgeschöpft, weshalb Getzner weiterhin auf der Suche nach zusätzlichen Abnehmer*innen war.

Die Gunst der Stunde genützt

Mit dem anstehenden Umbau des Frei- und Hallenbads „Val Blu“ erkannte die Stadt Bludenz und das Unternehmen Getzner die große Chance das Fernwärmenetz auszubauen. Denn Hallen- und Freibäder benötigen für ihren Betrieb sehr viel Energie — besonders in Form von Wärme.

In einer gemeinsamen Kooperation wurde das Projekt geplant und schließlich 2017 im Zuge der Neugestaltung des „Val Blu“ realisiert. Dafür wurde eine 900 Meter lange Trasse vom bestehenden Fernwärmenetz bis zum „Val Blu“ verlegt. Die Kosten für den Ausbau des Fernwärmenetzes wurden dabei zur Gänze vom Unternehmen Getzner getragen.

Photovoltaik als Ergänzung

Ein Großteil des Wärmebedarfs ist im „Val Blu“ nunmehr durch die Abwärme aus dem Produktionsprozess von Getzner gedeckt. Den weiteren Energiebedarf des Freizeitressorts liefert die 360 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hallenbades, was eine optimale Ergänzung darstellt.

Abwärmepotentiale aus der Industrie nutzen

Bei vielen Prozessen in Industrie und Gewerbe entsteht Abwärme, welche oft gar nicht genutzt wird. Eine wichtige Aufgabe der Gemeinde bzw. der Stadt ist es, dass im Rahmen von Planungen und/oder entsprechenden Bauprojekten die Nutzung dieser Potentiale stets mitberücksichtigt werden.

Die breite Nutzung von industrieller Abwärme ist ein wichtiger Schritt, um die Ziele der Energieautonomie Vorarlberg zu erreichen. Dafür ist es wichtig Gespräche mit den örtlichen Industrie- und Gewerbebetrieben zu suchen und über Kooperationen Fernwärmenetze zu realisieren.

Wie das Vorzeigeprojekt Bludenz zeigt, ergeben sich dadurch Win-Win Situationen für die Gemeinde, für die Industrie und nicht zuletzt für eine nachhaltige und energieeffiziente Zukunft.

„Der Anschluss des „Val Blu“ an das Fernwärmenetz des Texilunternehmens Getzner ist ein Leuchtturmprojekt unserer Stadt und ein bedeutender Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Region. Dem Engagement von Getzner ist hier sicherlich zu verdanken, dass die Umsetzung so reibungslos gelungen ist. Die Abwärme von Industriebetrieben birgt ein riesiges Energiepotential, welches in Zukunft noch stärker genutzt werden sollte.“
Karl Thaler, Energiebeauftragter e5-Stadt Bludenz