03von Josef Burtscher Geschäftsführerjosef.burtscher@energieinstitut.atBevor Sie loslesen … … möchte ich den Gedanken des letzten Editorials rund um die Kommunika-tion fortführen. Zum einen ist dieses notwendige Arbeitsgebiet als Leucht-turmthema 11 (nachträglich) in die Klima- und Energiestrategie des Bundes aufgenommen worden, zum anderen ist Kommunikation eine wesentliche Aufgabe des Energie institut Vorarlberg.Die Erkenntnisse aus über 40 Jahren Klimaschutzkommunikation (1972 erschien der Bericht des Club of Rome, dessen Ko-Präsident Ernst Ulrich von Weizsäcker wie Sie zum geneigten Kreis der max50-Leserschaft zählt) sind: Es ist nicht viel weitergegangen. Das liege – so konstatiert uns das Harald Welzer in der Energie Lounge – vorwiegend daran, dass wir mit unse-ren Narrativen die breite Bevölkerung nicht erreichen würden.Doch haben wir es redlich versucht: Sie kennen die Untergangsstimmungs-bilder des traurigen Eisbären auf der kleinen Eisscholle (die ist seit mindes-ten 15 Jahren gleich groß, denn es ist ja auch schon seit 15 Jahren „fünf vor zwölf“), die des trockenen Baums in der Wüste, die Überschwemmungsbilder im Hochgebirge und die qualmenden Wasserdampfwolken von Kraftwerks-Kühltürmen. Diese Weltuntergangs-bilder sollen uns bewegen, durch unser Verhalten weniger Schaden am Klima anzurichten.Aber so funktionieren wir halt nicht. Zwar haben vor vierzig Jahren 85 % der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger gegen Zwentendorf gestimmt. Heute beziehen aber nur 8 % der Haushalte Ökostrom. Warum wohl? Vielleicht auch, weil wir Fukushima nur optisch als Schaden wahrgenommen und die Cäsium-Eierschwämmle aus Tscher-nobylzeiten wieder verdrängt haben.Eine neue Ausrichtung des Kommuni-zierens ist also gefragt: nicht mehr das Problem in den Mittelpunkt stellen, son-dern den Anreiz, nicht Effizienz und Technik, sondern Bilder und Visionen. Nicht schieben, sondern ziehen. Denn sei, fragte Welzer bei seinem Besuch im Ländle, eine autofreie Stadt nicht auch ohne Klimawandel als Motor erstrebens-wert?Das müssen wir uns von Welzer vor-halten lassen: über den energetischen Zustand hinaus kein Zukunftsbild des Lebens nach der Transformation parat zu haben, das wir griffig und überzeugt anbieten können. Die Auto-hersteller haben es geschafft, immer neue Geschichten zum banalen Thema, nämlich von A nach B zu kommen, zu erzählen. Und am Erfolg dieser und vieler anderer Sparten sehen wir, wie die tollen Geschichten erfolgreich sind. So erfolgreich, dass selbst Unfälle mit Toten nicht von Elon Musks zugkräftiger Vision autonomen Fahrens abzuhalten in der Lage sind.Höchste Zeit, auch für uns neue und zugkräftige Narrative zu suchen. Dazu brauchen wir Bilder, die wir vor die technische Zielerreichung einer karbon-freien Zeit stellen müssen. Die zweite Dekade des Umsetzungszeitraumes der Energieautonomie Vorarlberg wird das leisten müssen und – so bin ich über-zeugt – auch können.Bis dahin haben wir aus unserer täg-lichen Arbeit einige Geschichten in dieser Ausgabe zusammengestellt. Von engagierten Freunden, gutem Licht, schönen PV-Fassaden, vom „wohn-gsunden“ Haus, von der angenehmen Geräuschkulisse bei Bauhofstätigkeiten und vom ergebnis reichen Arbeiten mit dem neuen Mobilitätswerkzeugkoffer. Herzlichst Josef Burtscher
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