CO₂-Kreislauf Holz I Holznutzung I Wald & Klimawirkung I Kohlenstoffspeicherung
Ist Holz etwa gar nicht nachhaltig? Wäre es zu verbauen nicht ökologischer? Sind bewirtschaftete Wälder klimafreundlicher? Was ist eine Kohlenstoffsenke? Diese und zahlreiche weitere Fragen werden in den untenstehenden FAQs beleuchtet.
Stimmt es, dass laut EU Holz nicht nachhaltig ist?
Nein, die Erneuerbare-Energie-Richtlinie (RED III, beschlossen 11/2023, Umsetzung bis 05/2025) legt strengere Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse fest. Diese sollen sicherstellen, dass nur naturverträglich gewonnene Biomasse gefördert und für die Zielerreichung angerechnet werden kann. Energieholz aus dem Wald gilt weiterhin als erneuerbar, darf gefördert und ausgebaut werden.
Quelle: https://www.umweltbundesamt.at/energie/erneuerbare-energie/nachhaltige-biomasse-brennstoffe
Sollen wir Holz überhaupt verheizen? Wäre verbauen nicht ökologischer?
Die stoffliche und energetische Nutzungen von Holz hängen eng miteinander zusammen. Ein wesentliches Brennholzsegment stammt aus der Holzverarbeitung: In den Sägewerken, in der holzverarbeitenden Industrie und im Gewerbe (Holzbau, Tischlerei) entstehen in Form von Sägerestholz und Sägemehl Nebenprodukte, die teilweise direkt, teilweise pelletiert, energetisch verwertet werden. Insgesamt stammen in Vorarlberg 36% des Brennholzverbrauchs aus diesem Bereich. Es macht Sinn, dieses Angebot an Restholz, das für Gewerbe und Industrie nicht mehr nutzbar ist, in modernen Heizwerken emissionsarm und mit hohem Wirkungsgrad zu verbrennen und vermehrt auch wertvolle elektrische Energie zu erzeugen.
(Quelle: Brennholz in Vorarlberg: Analyse der Stoff- und Energieströme; strategische Grundlagen und mögliche Maßnahmen, November 2023; Verfasser: drexel reduziert GmbH Christof Drexel)
Für die Priorität bezüglich Klimaschutz bedeutet dies, dass Potentiale zur Verbrauchsvermeidung oder –reduktion so gut wie möglich genutzt werden müssen. Nur jene Mengen an Holz aus dem Wald ernten, die für eine nachhaltige Pflege des Waldes erforderlich sind. Damit die zahlreichen wichtigen Funktionen des Waldes, wie Schutzwald, Wasserspeicherung Temperaturregulation, Kohlenstoffspeicherung, Lebensraum für Tiere und Pflanzen, etc nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die stoffliche Nutzung hat Vorrang vor einer thermischen Nutzung. Es soll nur jenes Holz als Energieträger genutzt werden, das nicht mehr als Baumaterial oder Rohstoff für eine andere stoffliche Nutzung in Frage kommt.
Wie sieht nachhaltige Holznutzung aus?
Im Zuge des Klimawandels kommt es durch die Änderung der thermischen Verhältnisse zu einem starken Wandel der Baumartenzusammensetzung und der Standorte der unterschiedlichen Waldtypen. Da wir auf die Ökosystemleistungen des Waldes angewiesen sind, müssen wir diese Entwicklung lenken, um den Wald in Zukunft gesund und leistungsfähig zu erhalten.
Dazu lassen sich drei Strategien ausmachen:
- Die erste zielt auf die Erhaltung und Vitalisierung der derzeitigen Waldgesellschaften ab. Zum Beispiel tragen rechtzeitige Pflegemaßnahmen und stärkere Durchforstungen dazu bei, dass Einzelbäume stabiler werden und nicht mehr so leicht von Stürmen umgeworfen oder von Schnee gebrochen werden können.
- In der zweiten Strategie wird die Waldanpassung gefördert, indem andere heimische Baumarten an durch den Klimawandel veränderten Standorten gepflanzt werden. Statt Fichte eignen sich zum Beispiel Tanne und Kiefer, als Ersatz für Buche die weitaus trockenresistenteren Baumarten Eiche und Elsbeere. Wichtig dabei ist die Mischung verschiedener Baumarten, dies senkt das Risiko, falls eine Art ausfällt. In einigen Regionen Österreichs geraten viele heimische Baumarten allerdings an ihre Grenzen.
- Hier kann mit der dritten Strategie auf derzeit nicht heimische Baumarten zurückgegriffen werden.
(Quelle: Christian Lackner, Leiter des Fachbereiches Kommunikation und Wissensvermittlung am BFW, veröffentlicht im Zuschnitt 91 vom 12/2023, Seite 1)
Sind bewirtschaftete Wälder besser für den Klimaschutz?
Bei der Betrachtung der Auswirkungen der Klimaerwärmung ist zu beachten, dass der Wald einerseits betroffener ist, andererseits das Potenzial hat, den fortschreitenden negativen Veränderungen entgegenzuwirken.
Wald - und vor allem Holzprodukte - spielen bei der Stabilisierung des Klimawandels eine bedeutende Rolle, indem sie langfristig den Kohlenstoff binden und fossile Rohstoffe ersetzen können. Bei der Diskussion um die CO2-Speicherleistung des Waldes wird oftmals nur der Einzelbaum betrachtet. Das entspricht jedoch nicht der Realität. Richtigerweise müssen ganze Bestände betrachtet werden: denn je älter ein Bestand ist, desto weniger Bäume haben Platz und desto weniger Kohlenstoff kann je Hektar gebunden werden. Darüber hinaus steigt in alten, vorratsreichen Wäldern die Gefahr von Kalamitäten (durch Schädlinge, Hagel, Sturm o.Ä. hervorgerufener schwerer Schaden) sehr stark an.
Häufig wird bei der Forderung nach Außernutzungsstellung außer Acht gelassen, welche Bedeutung die natürliche Konkurrenz für die Vorrats- und Zuwachsentwicklung und somit für die Kohlenstoffspeicherung hat. Eine Studie von Hans Pretzsch(1) unter Mitwirkung des Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) zeigte erstmals, dass in unbewirtschafteten Waldbeständen 30 bis 40 Prozent der gesamten Holzproduktion durch konkurrenzbedingte Mortalität an die Totholzfraktion verloren geht.
(Quelle: Christian Lackner, Leiter des Fachbereiches Kommunikation und Wissensvermittlung am BFW, veröffentlicht im „Zuschnitt 91 vom 12/2023, Seite 17)
(1) Hans Pretzsch et.al.: Competition-based mortality and tree losses. An essential component of net primary productivity, in: Forest Economy and Management, Nr. 544/2023
Die Baumzusammensetzung wird sich in Zukunft verändern, mit oder ohne menschliche Eingriffe. In Österreich vergrößert sich der Wald kontinuierlich – seit 1961 hat die Waldfläche um 330.000 Hektar zugenommen (das entspricht fast der gesamten Fläche des Burgenlands). Der Holzvorrat hat seit dieser Zeit um 50 Prozent zugenommen. Der Wald ist ein Ökosystem, das viele Funktionen zugleich erfüllt. Er dient als Erholung, hat eine wichtige Schutzwirkung, liefert den nachhaltigen Rohstoff Holz und ist Lebensraum für Tiere Pflanzen und Pilze.
Wie funktioniert der Kohlenstoffkreislauf?
Wald und Holz speichern grundsätzlich kein Kohlenstoffdioxid (CO2), sondern Kohlenstoff. Das CO2 entziehen die Blätter und Nadeln bei der Photosynthese der Luft und wandeln es in Zuckerbaustoffe als Energie für das Pflanzenwachstum um. Beim Wachstum wird der Kohlenstoff (C) in die Holzbestandteile Cellulosse, Hemicellulose und Lignin eingebaut und gespeichert. Durch die chemische Reaktion mit Wasser, das über die Wurzeln angesaugt wird und aus dem CO2 entsteht Sauerstoff (O2). Dieser wird an die Umgebung abgegeben. Vereinfacht kann man sagen: Ein Kubikmeter Holz bindet etwa eine Tonne Kohlendioxid, im Zuge der Photosynthese entstehen 0,7 Tonnen Sauerstoff.
(Quelle: Zeitschrift Zuschnitt 91, Ausgabe 12/2023, Seite 15)
Ist Heizen mit Holz wirklich CO2-neutral?
Zu diesem Thema ist in den letzten Jahren eine hitzige Diskussion entstanden.
„Die Klimaneutralität von Holz ist eine Betrachtungsweise von den Systemgrenzen (räumlich, zeitlich, technisch). Je nachdem wie man diese definiert, kann man komplett unterschiedliche Ergebnisse erzielen“, meint DI Lorenz Strimitzer von der Austrian Energy Agency.
Und weiter: „Bei der Betrachtungsweise auf den österreichischen Wald, kann festgestellt werden, dass gemäß Waldinventur und Holzeinschlagsmeldungen mehr Holz zuwächst als genutzt wird und die Waldfläche ebenso anwächst. Daher können wir in Bezug auf den österreichischen Wald und der energetischen Nutzung von Holz von einer klimaneutralen Nutzung ausgehen“.
Betrachten wir die Situation aber weltweit, so sieht diese Bilanz komplett konträr aus. Wesentliche Bedingung für die Klimaneutralität der Holzverbrennung ist eine nachhaltige Nutzung des Waldes. In Österreich und weiten Teilen Europas findet diese statt. Global gesehen gibt es viele Gebiete in denen Forstwirtschaft nicht nachhaltig ist. Abholzung, illegale Holzernte und unregulierte Praktiken führen oft zu Umweltzerstörung.
Daher ist es wichtig, dass der Kohlenstoff möglichst lange gebunden bleibt. Das kann durch eine Erhöhung der stofflichen Nutzung erfolgen, indem z. Bsp. auch Holz mit größerer Astigkeit oder mehr Laubholz („Baubuche“) im Bau verwendet wird. Indem die Produkte aus Holz (Gebäude, Gebrauchsgegenstände, …) möglichst lange (> 100 Jahre) in Verwendung bleiben, sei es durch Reparatur, Sanierungen der Holzhäuser, Wiederverwertung. Somit ist es zwar ein wichtiger Beitrag, treibhausgasintensive Rohstoffe durch weniger intensive (etwa Holz) zu ersetzen, die Grenzen der verfügbaren Ressourcen (auch bei Holz) erfordern jedoch vor allem Strategien einer höheren Suffizienz, eine effiziente Rohstoffnutzung, ein Erhöhung der Lebensdauer, von Produkten und das Ausschöpfen der Recyclingmöglichkeiten, damit die Transformation hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Wirtschaften gelingt (Quelle Peter Weis, Die Rolle des Rohstoffes Holz, Zuschnitt91, 12/2023, Seite 19 ).
Bei der Verbrennung von Holz wird der zuvor gespeicherte Kohlenstoff als CO2 wieder freigesetzt. In der Diskussion wird der Holzverbrennung oft vorgeworfen, dass neben den CO2 Emissionen auch Feinstaub und sonstige gesundheitsschädliche Emissionen emittiert werden. Hier ist wichtig festzustellen, dass in modernen Holzverbrennungssystemen mit automatischen Verbrennungsregelungen die Emissionen von Feinstaub und Stickoxiden drastisch gesenkt wurden. Im gleichen Schritt wurden die Wirkungsgrade diese Systeme wesentlich erhöht. Der Trend bei der zukünftigen Heizungswahl wird im urbanen Raum mehr das Heizkraftwerk mit Nahwärme sein. In diesen dezentralen, regionalen aber vollautomatisch geregelten Anlagen mit optimierten Ausbrand, wird es auch möglich sein, mittels Pyrolyse Pflanzenkohle auszukoppeln und mittels KWK Strom zu erzeugen.
Die Verwendung von Pflanzenkohle, zum Bsp. in der Landwirtschaft stellt eine sehr wirksame Methode dar der Atmosphäre CO2 zu entziehen („Negative Emission“) dar. In Vorarlberg sind schon mehrere solcher innovativer Anlagen in Betrieb. Damit schafft die energetische Nutzung von Holz auch nach dem vollständigen Ausstieg von fossilen Energieträgern einen Beitrag zur dringend notwendigen Dekarbonisierung der Atmosphäre. Ein noch weiterer Schritt ist die Abscheidung des Kohlenstoffs nach dem Verbrennungsprozess, also bereits in Form von CO2. Diese noch sehr teure Verfahren sind noch wenig verbreitet, könnten zukünftig ebenfalls bedeutsam werden. Eventuell auch in Zusammenhang mit der regionalen stofflichen Nutzung des abgeschiedenen CO2, beispielweise in der Getränke- oder Kunststoffindustrie.
Das EnergieWerk Ilg GmbH in Dornbirn ist aktuell in der Planung einer Bioenergy Carbon Capture Anlage (BECCS), mit dem Ziel, CO2 aus dem Abgas des Holzkraftwerkes abzuscheiden, zu verflüssigen und verschiedenen Nutzungen und Speicherungen zuzuführen. Durch die Implementierung werden die CO2-Emissionen an der Abgasmündung um rund 80% reduziert. Die Inbetriebnahme ist im Herbst 2025 geplant.
Soll ich mich jetzt für oder gegen eine Holzheizung entscheiden?
Im Rahmen der Beratung von Privatpersonen und Betrieben weist das Energieinstitut darauf hin, dass bei der Heizungswahl eine Wärmepumpe oder der Anschluss an erneuerbare Nahwärme aus energetischen und ökologischen Gesichtspunkten zu bevorzugen ist, sofern das Gebäude die dafür nötigen Voraussetzungen erfüllt. Holzeinzelfeuerungen werden dann empfohlen, wenn keine anderen, finanziell zumutbaren bzw. technisch sinnvollen Alternativen zu einem fossilen Heizsystem oder einer Stromdirektheizung zur Verfügung stehen.
Ist Holz nicht viel zu schade zum Verbrennen?
Die Nutzung von Holz aus nachhaltiger, regionaler Waldbewirtschaftung kann einen wichtigen Beitrag zum Erreichen des Klimaneutralitätsziels leisten. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist aber, dass auf eine „kaskadische Nutzung“ geachtet wird. Es soll nur jenes Holz als Energieträger genutzt werden, das nicht mehr als Baumaterial oder Rohstoff für eine andere stoffliche Nutzung in Frage kommt. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass die Ausbaupotentiale begrenzt sind. So lässt sich die derzeitige Nutzung laut aktuellen Studien des Landes im besten Fall noch um 25% erhöhen. Ein vollständiger Ersatz aller derzeit verwendeter fossiler Energieträger im Wärmebereich ist keinesfalls möglich. Angesichts der begrenzten Potentiale sollte Holz als Energieträger dort
eingesetzt werden, wo seine Stärken besonders gut zum Tragen kommen:
- Energetische Nutzung in der kalten Jahreszeit, da hier das Angebot an Wärme aus Solar- und Wasserkraft im Jahreszeitvergleich gering ist
- Nutzung in Anlagen mit Kraft-Wärmekopplung um die Winterstromlücke zu reduzieren
- Vorwiegende Nutzung in großen Energieerzeugungsanlagen, da bei großen Feuerungsanlagen eine effiziente Verbrennung und eine kostengünstige Rauchgasreinigung möglich ist
Kohlenstoffsenken: Was ist das und welche Möglichkeiten gibt es dazu diese zu erhalten bzw. auszubauen?
Natürliche Kohlenstoffsenken sind Ökosysteme, die große Mengen Kohlenstoff speichern und so ein enormes Klimaschutzpotential bieten. Dazu gehören Wälder, Savanen, Steppen, aber auch Böden und Moore sowie naturnahe Grünflächen in der Stadt und auf dem Land. Da wir nach dem Ausstieg aus den fossilen Energieträgern immer noch Restemissionen haben werden, brauchen wir einen aktiven CO2-Entzug durch Kohlenstoffsenken (C-Senken).
Folgende Potentiale können wir heute bereits nutzen:
- Aufforstung/ Wiederaufforstung: Baumwachstum entzieht der Atmosphäre CO2. Über stoffliche Nutzung der Biomasse kann Kohlenstoff mittel – bis langfristig gebunden werden. In Österreich werden 7 Prozent der jährlichen CO2-emissionen im Schnitt im Wald gebunden.
- Aufbau organischer Bodensubstanz: Gründüngung, Untersaaten, schonende Bodenbearbeitung, Mischkulturen sowie Waldbeweidung oder Agrarforstsysteme erhöhen den Kohlenstoffgehalt in Böden (Humus).
Weiters gibt es bereits sogenannte Negativemissionstechnologien mit relevantem Potential: - Pflanzenkohle: Pflanzenwachstum entzieht der Atmosphäre CO2. Über Pyrolyse kann der in der Pflanze gespeicherte Kohlenstoff langfristig z. B. im Boden gelagert werden.
Exkurs: Wie wird Pflanzenkohle hergestellt:
Bei der Pyrolyse in einer Sauerstoff-limitierten Umgebung entsteht Pyrolysegas, Pyrolyse-Öl und Pflanzenkohle. Das Pyrolysegas wird in weiterer Folge in Gasmotoren bzw. Gasturbinen zum Einsatz gebracht. Die Brennstoffpyrolyse mit einer direkten Verwertung der Brenngase gewinnt zunehmend an Bedeutung und bietet sich, aufgrund der vielen technischen Möglichkeiten, biogene und Restbrennstoffe energetisch zu nutzen als zukunftsträchtige Energietechnik an. Diese Technologie ist bereits kommerziell verfügbar und kann leicht skaliert werden. Die Logistik für Biomasse steht, sie muß „nur“ von der reinen Verbrennung, zu der aus Klimasicht deutlich sinnvolleren Pyrolyse umgelenkt werden. Im Jahr 2020 wurden in Europa bereits 20.000 Tonnen Pflanzenkohle hergestellt. (Quelle Hansjörg Lerchmüller Vorsitzender European Biochar Industry Consortium e.V.)
Der Vorteil von Pflanzenkohle besteht auch darin, dass sie über Jahrhunderte stabil ist, die CO2 Speicherung kann einfach und exakt bilanziert. Wichtig ist eine angemessene Qualitätssicherung um ökologische Risiken zu vermeiden. Der Wald hat viele Fähigkeiten, aber er kann nicht auf Dauer Kohlenstoff speichern, weil der Kohlenstoff im Baum ein organischer Kohlenstoff ist und egal wie, er wird sich in kurzer Zeit (Verbrennung) oder längeren Zeit (stoffliche Verwertung und anschließender thermischen Verwertung) oder als Totholz in CO2 umwandeln.
Exkurs: Zusatznutzen von Pflanzenkohle:
Einsatz in der Landwirtschaft, um die Bodenqualität zu verbessern und Ertragssteigerungen zu erzielen, den Humusaufbau zu fördern, sowie die Wasserspeicherfähigkeit von Böden und damit die Trockenresistenz zu erhöhen. Zudem können Treibhausgasemissionen wie Methan und Lachgas sowie Nitratauswaschungen reduziert werden. Weitere positive Anwendungen findet man noch in der Kompostierung und Tierhaltung.
Ein solches Holzkraftwerk das bei gleichzeitiger Bereitstellung von nachhaltiger, erneuerbarer Energie und der Speicherung von CO2 in der Pflanzenkohle herstellt, kann in Dornbirn im EnergieWerk Ilg besichtigt werden. Pro erzeugte Kilowattstunde werden gut 36 Gramm CO2 gespeichert. Das Kraftwerk speicherte 2018 annähernd 600 Tonnen Kohlendioxid. Moderne Biomasseheizwerke 4.0 sind Anlagen die hyprid sind dh. mit Abwärmenutzungskonzept und Stromerzeugung (KWK) bzw. auch in Kombination mit Wärmepumpe um intelligente Lösungen für den Sommerbetrieb zu realisieren. (Quelle Fa. EnergieWerk Ilg) Tobias Ilg und Partnerfirmen haben noch weitere innovative Produkte entwickelt wie Pflanzenkohle verwendet werden kann. Klimaschädliches CO2wird in Form von Pflanzenkohle in Beton und Asphalt eingearbeitet und damit wird nachhaltig CO2 gespeichert. Das wirkt sich positiv auf die Klimabilanz von Asphalt und Beton aus. - Bioenergie mit CO2-abscheidung und –speicherung (BECCS)
Exkurs: Was versteht man unter BECCS?
BECCS (Bioenergy with Carbon Capture and Storage) ist eine technische Lösung, um CO2 aus der energetischen Nutzung von Biomasse langfristig zu binden. Das EnergieWerk Ilg GmbH in Dornbirn ist aktuell in der Planung einer Bioenergy Carbon Capture Anlage (BECCS), mit dem Ziel, CO2 aus dem Abgas des Holzkraftwerkes abzuscheiden, zu verflüssigen und verschiedenen Nutzungen und Speicherungen zuzuführen. Durch die Implementierung werden die CO2-Emissionen an der Abgasmündung um rund 80% reduziert. Die Inbetriebnahme ist im Herbst 2025 geplant.
Zwei weitere Technologien sind ebenfalls noch in Erforschung, woebei es hierzu noch zahlreiche offene Fragen gibt:
- Enhanced Weathering, die gezielte Gesteinsverwitterung und
- DACCS. Beim DACCS (Direct Air Capture Carbon Storage) Verfahren wird CO2 mit Filtern oder in chemischen Prozessen der Umgebungskluft entzogen und unterirdisch eingelagert.
(Quelle: Hansjörg Lerchenmüller, Broschüre „Wald.Holz.Energie Kohlenstoffsenke Holzwirtschaft“, Herausgeber Österreichischer Biomasseverband).
Muss mein Fernwärmeversorger den Anteil erneuerbarer Energie und die CO2-Emissionen auf die Rechnung schreiben, wie mein Stromversorger es bei der Stromkennzeichnung auf der Rechnung tun muss?
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) sieht in § 88 Abs. 1 eine prozentmäßige Aufschlüsselung der Primärenergieträger in erneuerbare Energie, Abwärme und –kälte, fossile Energie oder sonstige Energieträger vor. Dies gilt für Betreiber von Fernwärme- oder Fernkälteanlagen mit mehr als 250 Kunden oder 3 GWh Wärmeabsatz pro Jahr (https://www.fernwaerme.at/kontakt/uber-uns).
Wird auch die Industrie auf Holz setzen und Holz dadurch knapp werden?
Grundsätzlich stellen Biomasse-Feuerungen eine der Möglichkeiten dar, fossiles Gas für industrielle Prozesswärme zu ersetzen. In der Praxis ist die Umsetzung oft mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden, sei es der erforderliche Platzbedarf, die Brennstoff-Logistik oder auch eine geforderte schnelle Regelbarkeit der Wärmeversorgung.
Aus diesen Gründen wird die Substitution des industriellen Gasverbrauchs in Vorarlberg zu einem großen Teil über andere Technologien erfolgen:
- Rund ein Viertel der Energie wird für Temperaturen unter 100°C benötigt. Für diesen Bereich bieten in aller Regel Groß-Wärmepumpen die wirtschaftlichste Möglichkeit der Dekarbonisierung.
- Etwa ein weiteres Viertel wird entweder für Temperaturen oberhalb von 500°C benötigt, oder in Anlagen, die mittels Gas direkt befeuert werden. Für diesen Bereich bietet sich für die Zukunft der Einsatz von grünem Gas (vorwiegend Biogas) an.
- Beim überwiegenden Teil des restlichen Bedarfs (100-500°C) sind Dampfsysteme im Einsatz, die mit Temperaturen zwischen 120 und 200°C arbeiten. Für diesen Temperaturbereich findet derzeit eine rasante technologische Entwicklung von Hochtemperatur-Wärmepumpen statt, sodass perspektivisch auch hier ein wirtschaftlicher Einsatz wahrscheinlich wird.
Für den verbleibenden Rest, ist der Einsatz von Biomasse die optimale Dekarbonisierungsvariante.
(Quelle: Brennholz in Vorarlberg: Analyse der Stoff- und Energieströme; strategische Grundlagen und mögliche Maßnahmen, November 2023; Verfasser: drexel reduziert GmbH Christof Drexel)
Soll der Holzbau forciert werden?
Holz soll als Baustoff auch im Sinne der Strategie Energieautonomie+2030 „wesentlich bessergestellt“ werden, weil dadurch relevante Mengen an Treibhausgasen eingespart werden können, z. Bsp. Besserstellung des Holzbaus in der Wohnbauförderung und/oder in der Bautechnikverordnung verankern (Quelle: Brennholz in Vorarlberg: Analyse der Stoff- und Energieströme; strategische Grundlagen und mögliche Maßnahmen, November 2023; Verfasser: drexel reduziert GmbH Christof Drexel).
Da Holzbauten auch bei guter Pflege eine Lebensdauer von 200 Jahre nicht übersteigen dürften, stellt der in Bauholz gespeicherte Kohlenstoff kein Langzeitspeicher dar. Ein wesentlicher Beitrag zur Klimaneutralität stellt die Holzbauweise dann, wenn bei „nichtvermeidbaren“ Bauvorhaben energieintensive Bauteile wie Stahl, Stahlbeton oder Ziegel durch den Einsatz von Holz aus nachhaltiger Produktion ersetzt wird.
Die Holzindustrie arbeitet verstärkt daran, nachhaltige Möglichkeiten zu entwickeln verbaute Holzbauteile und –werkstoffe hochwertig wieder und weiter einzusetzen bzw. Produkte reparierfähiger zu gestalten. Der zukünftige kreislauffähige Holzbau zeichnet sich nicht nur durch seine Langlebigkeit aus, sondern auch dadurch, dass er als Materiallager und maximaler Kohlenstoffspeicher fungiert. Die zerstörungsfreie Demontage ganzer Bauteile und die Trennbarkeit einzelner Komponenten ermöglichen eine ökonomisch und ökologisch darstellbare Umsetzungspraxis, die auf entsprechenden Geschäftsmodellen basiert. Durch die einfache Trennbarkeit können Gebäude leicht umgebaut und an aktuelle Anforderungen angepasst werden.
![Quelle Zuschnitte 93_Ausgabe 06_2024 Seite 24.jpg Zeitrschrift Zuschnitte 93; Ausgabe 06 2024, Seite 24](https://www.energieinstitut.at/media/quelle-zuschnitte-93_ausgabe-06_2024-seite-24.jpg/@@images/image-1000-fd2700565ce6478e0a1605730444fa7b.jpeg)
Wie kann der Importanteil für den Holzbau reduziert werden?
Der Anteil von heimischen Holz in Vorarlberger Holzbauten ist mit rund 20% relativ gering. Eine Erhöhung würde nicht nur mehr Wertschöpfung ins Land holen, sondern auch mehr Sägerestholz aus der holzverarbeitenden Industrie liefern. Hierfür fehlt aber das Angebot: Ein großer Teil des Bedarfs stellt Konstruktion-Vollholz (KVH) dar, von dem aber in Vorarlberg weniger produziert wird als benötigt wird. Die Prüfung der wirtschaftlichen Einschränkungen bzw. Bedingungen für die Ansiedelung einer Schwachholzsägerei in Kombination mit einer Produktion von Konstruktions-Vollholz ist zu überlegen.
(Quelle: Brennholz in Vorarlberg: Analyse der Stoff- und Energieströme; strategische Grundlagen und mögliche Maßnahmen, November 2023; Verfasser: drexel reduziert GmbH Christof Drexel)