Beratung. Förderung. Stärkung.

Vo Mello bis ge Schoppornou

Gemeinsam Lernen macht bekanntlich mehr Spaß. Und noch viel mehr, wenn man sich im Anschluss mit gleichgesinnten Kolleginnen und Kollegen in gemütlichem Ambiente austauschen kann.

Exkursion der Energieberater und Partnerbetriebe führte uns in den Bregenzerwald

Unsere diesjährige gemeinsame Exkursion der Energieberater und Partnerbetriebe des Energieinstitut Vorarlberg führte uns in den schönen Bregenzerwald. Dort hätte uns ein umfangreiches Programm ausgehend vom Gasthof Holand in Au erwartet – wäre uns da nicht der Alpabtrieb in die Quere gekommen:

So standen wir vor Bezau bereits im Stau und beschlossen kurzerhand unser Programm zu ändern, ein paar Meter zu Fuß zu wandern und im Kaffee Natter in Bezau einen Einkehrschwung zu machen, bis die Herde weitergezogen ist und wir unser Fahrt fortsetzen konnten.

Nach einer feinen Stärkung empfingen uns in Mellau Bürgermeister Tobias Bischofberger und Altbürgermeisterin Elisabeth Wicke und führten uns spontan durch die neu errichteten Gemeindebauten Mellau, in die rund 8,5 Millionen Euro investiert wurden.

Das Neubauprojekt umfasst den neuen Dorfsaal samt Foyerbereich, neue Kindergartenräumlichkeiten, ein Probelokal für den örtlichen Musikverein, eine Tiefgarage, die alle Gebäudeteile miteinander verbindet und die Neugestaltung des Dorfplatzes. Tobias Bischofberger hob die Bedeutung einer guten Infrastruktur für die Lebens- und Standortqualität in einer Gemeinde hervor, denn mit der zukunftsorientierten Großinvestition sei es gelungen, einen Ortskern für alle Generationen zu realisieren.

Länger hat man sich in Mellau vorbereitet, viel sich angesehen, die eigenen Bedürfnisse analysiert, bevor man einen Architekturwettbewerb startete. So gesattelt hat man sich nicht für das billigste, sondern für das beste Projekt entschieden. So ist das Projekt die konsequente Weiterentwicklung des Zentrums mit seinen zentralörtlichen Funktionen.

Der Holzbau und Innenausbau demonstriert eindrücklich die Zusammenarbeit von Architektur, Ingenieurwesen und Handwerkskunst. (Planung: Dorner/Matt, Kasper Greber Holzbau, Böhler Fenster). Auch unsere Partnerbetriebe PÖZ Parkett & ökologischer Wohnbedarf in Hohenems (Fußböden in Kernesche) und E-Plus in Egg (Fachplanung Haustechnik) trugen mit ihrem Know-How dazu bei.


Rundgang Übermellen

In Mellau lebt man mit der Kanisfluh – zur großen Freude der meisten hier Ansässigen. Der Tourismus ist hier ein wichtiger Arbeitgeber- so Elisabeth Wicke (Altbürgermeisterin).
Im OrtsteilÜbermellen überwiegen typische alteBregenzerwälderhäuser.

Beim Spaziergang vom Gemeindehaus erzählte uns Elisabeth Wicke ausführlich von früher, dem großen Brand und weiteren interessanten Geschichten aus dem Dorf.

Vorbei am neu renovierten Hotel Bären, ging es über die neue Brücke mit Blick aufs Hotel Sonne. Sie zeigt ein modernes Erscheinungsbild und schafft mit ihrer Lage im Ort eine neue Mitte. Das renovierte Bregenzerwälderhaus davor bildet einen Kontrast zur Perfektion ihres modernen Designs. Vorbei am „Metzgerstüble“, von Architekt Bernardo Bader, gingen wir hinein nach Übermellen, ein Ortsteil mit Straßendorf Charakter.

Elisabeth Wicke erläuterte sehr eindrucksvoll und spannend die Geschichten, die hinter vielen Häusern steckt, was Hausherren und Architekten zur Sanierung bewegt hat und was besonders gut gestalterisch gelungen ist.

Eine Besonderheit des Bregenzerwälderhauses ist der Schopf. Der dem eigentlichen Wohnhaus vorgelagerte Bereich diente zum Aufenthalt an warmen Tagen und für bäuerliche Arbeiten. Beim Umbau für heutige Zwecke bietet der Schopf Gelegenheit für gestalterische Experimente.
Im Fall eines Bauernhauses, sollte eine Nutzung als Wohnraum ermöglicht werden. Daher versah der Architekt den Raum mit Isoliergläsern. Im traditionellen Schopf werden die Läden nach oben geklappt. Damit der verglaste Raum auch im Sommer zu öffnen ist, wurde eine besondere Hebevorrichtung für die schweren Gläser entwickelt.

Der Holzbau der alten Bregenzerwälderhäuser erleichtert aber auch ihre Anpassung an heutige Bedürfnisse. Beim Umbau eines anderen Bauernhauses wurde der Keller zur Gänze erneuert. Es war möglich, weil sich das Holzhaus im Strickbau buchstäblich in die Luft heben ließ. Der „Strick“, also die Verzahnung der aufeinanderliegenden Balken an den Ecken, schafft die nötige Stabilität. Auch kann man Fehlendes leicht ergänzen.

Die ältesten Teile solcher Bauernhäuser stammen aus dem 16. Jahrhundert. Zu der Zeit gab es im Haus einen Raum mit offener Feuerstelle. Daraus wurden schließlich die Flurküche mit Kamin und der wichtigste Raum im Wohnhaus, die rauchfreie, warme Stube mit Kachelofen oder wie bei einem Beispiel, mit einem Grundofen.

Mehr Details zum Mellauer Umgang finden Sie hier.

Unser Weg führte uns im Anschluss weiter nach Andelsbuch zum

Wohnprojekt HOF

Gemeinschaftliches steht im Mittelpunkt dieser Wohnanlage, die aus 4 Häusern (A – D) und einem Gemeinschaftshaus besteht. Das Haus D ist für betreubares Wohnen der Gemeinde Andelsbuch konzipiert, das Gemeinschaftshaus ist für die gemeinsame Nutzung aller Eigentümer bzw. Mieter vorgesehen – von der Gartenküche, Grillplatz bis Kinderspielbereich und Werkstattkeller.

Stefan Mayer erklärte uns bei einem Rundgang, wie das Wohnen von Jung und Alt und die Benutzung des großen Gemeinschaftsgartens funktioniert.

Geplant wurde die Anlage mit Holzfassade von Baumeister Werner Schedler, Architekt Werner Krismer und Architekt Klaus Metzler.
Die Anlage besteht aus 35 Wohnungen mit ganz verschiedenen Größen und Grundrissen (54 bis 105 m2).
Die 4 Häuser in Massivbauweise mit Holzfassade stehen versetzt zueinander, sodass alle Wohnungen Sonneneinstrahlung erhalten und sind mit 2 Walmdächern und 2 Satteldächern gedeckt.

Das Wohnhaus D „miteinander füreinander“ beherbergt betreubares Wohnen, die Tagesbetreuung des mobilen Hilfsdienstes und verschiedene soziale Koordinationsstellen. Das Küchenteam, in dem Inklusion gelebt wird, kocht für die BewohnerInnen des Hauses und für Essen auf Rädern.

Eine Tiefgarage unter den Gebäuden sorgt im Außenbereich für einen autofreien Raum, sodass die Kinder ohne Gefahr auf dem großzügigen Spielplatz spielen können.

Im Außenraum stehen Hochbeete für alle Wohnungen und Ackerflächen zur Verfügung, die freiwillig genutzt werden können. Eine Vielfalt von Obst und Gemüse wird hier und im Gewächshaus angebaut und geerntet. Anstelle von Zäunen, trennen Nutzsträucher und Nutzobst die Wege zwischen den Gärten. (160 Bäume und 140 lfm Beeren Hecken wurden gepflanzt).
Allen BewohnerInnen steht ein großes Gemeinschaftshaus mit PV Anlage, einem gut ausgestatteten Küchenbereich mit Pizzaofen, einem Kinderbereich im Obergeschoss und einem Werkraum im Untergeschoss zur Verfügung.

Das Gemeinschaftshaus hat sich zu einem Treffpunkt für alle entwickelt, man ist nie alleine und trifft immer jemanden. „Gärtnertipps“ werden ausgetauscht, überschüssiges Obst und Gemüse wird in einer Kiste für andere zur Verfügung gestellt, gemeinsame Feste werden gefeiert. Das Haus wird auch für private Feiern genutzt.
Jedes Haus hat eine Anschlagtafel, um Hilfe im Alltag oder für den Garten zu holen oder anzubieten, die Siedlungszeitung "Hoschtat-News" informiert die BewohnerInnen über Neuigkeiten im Wohnprojekt.

Alle diese Angebote fördern das Miteinander der ganzen Siedlungsgemeinschaft.

Gleich in der Nachbarschaft besichtigten wir ein weiteres Beispiel einer gelungenen Sanierung:

Der Jöslar

Das Gebäude wurde von firm Architekten, Lustenau, mit dem Ziel saniert, die vorhandenen Qualitäten zu erhalten.

Die bestehenden Gaststuben wurden möglichst behutsam an die neuen Erfordernisse angepasst. Der vorhandene Holzboden und die bestehende Decke mit ihrer durch die Jahre entstandene Patina blieben erhalten. Ebenso sind zum Teil die vorhandenen Möbel wiederverwendet worden. Auch die Institution Stammtisch blieb erhalten.


Neu wurden die drei bisher getrennten Gaststuben zusammengeführt. Das Zentrum bildet der neue Tresen, wo wir uns bei einem Getränk erfrischten.
Durch das Zusammenlegen der Gasträume bietet sich das Lokalfür verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Kinoabend etc. an. Auch das vorhandene Verkaufslokal für Trafik und Mischwaren wurde behutsam saniert. Vom Gastraum gelangt man über die neue Aussentreppe in den Gastgarten, welcher ebenfalls neu angelegt wurde.

Gestärkt fuhren wir mit unserem Bus auf abenteuerlichen Weg nach Kaltenbrunnen – hoch über Egg ins Gasthaus Alpenrose, um uns kulinarisch verwöhnen zu lassen.
Beim Abendessen und Ausklang in gemütlicher Runde, lieferte das Gesehene und Erlebte noch jede Menge Gesprächsstoff und sorgte für rege Unterhaltungen.

Es war ein schöner und aufregender Tag!

Die Exkursion würde im Zuge des Projekts GreenSan durchgeführt. Es wird gefördert von der Europäischen Union im Rahmen von Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein und der Energieautonomie Vorarlberg.