Bürgermeister im Gespräch - Dornbirn, Gaißau und Weiler

Die Bürgermeister aus der e5-Stadt Dornbirn und den e5-Gemeinden Gaißau und Weiler berichten über das aktuelle Geschehen in ihrer Gemeinde.

Markus Fäßler, e5-Stadt Dornbirn

Stadt Dornbirn
  1. Klimawandelanpassung ist ein wichtiges Thema für Sie. Wo ist in Dornbirn der Klimawandel heute schon spürbar – und was bedeutet das für die Stadtpolitik?
    In Dornbirn spüren wir die Folgen des Klimawandels sehr konkret. Der Sommer 2022 hatte etwa 22 Hitzetage mit über 30 Grad – das ist für unsere Region ungewöhnlich. Gleichzeitig mussten wir uns im selben Jahr mit einem hundertjährigen Hochwasserereignis auseinandersetzen. Solche Extreme zeigen deutlich, wie sich die Wetterlagen verändern. Deshalb investieren wir als Stadt in Klimawandelanpassung – heuer sind im Budget rund 200.000 Euro für entsprechende Maßnahmen vorgesehen. Dazu zählen der Ausbau des Hochwasserschutzes entlang der Ache und der Wildbäche genauso wie Maßnahmen gegen urbane Überhitzung. Für mich bedeutet Klimapolitik, dass wir Sicherheit und Lebensqualität für die Bevölkerung gewährleisten müssen.

  2. Sie waren zuvor Stadtrat – welche Initiativen haben Sie eingebracht, und worauf wollen Sie als Bürgermeister nun den Fokus legen?
    Als zuständiger Stadtrat habe ich unter anderem die Umgestaltung der südlichen Marktstraße und die Erneuerung der Moosmahdstraße angestoßen – dort setzen wir auf das Prinzip der „Schwammstadt“. Regenwasser wird im Straßenkörper gespeichert und steht den Bäumen und Pflanzen zur Verfügung – ein Beitrag gegen Überhitzung und für mehr Grün im Stadtraum. Diese Richtung will ich fortsetzen: Klimafitte Quartiere, lebenswerte Stadtteile und eine resiliente Infrastruktur stehen bei mir ganz oben auf der Agenda.

  3. Ein aktuelles Thema ist die Dekarbonisierung im Wärmebereich. Was tut Dornbirn, um den Ausstieg aus Öl und Gas voranzutreiben?
    Wir setzen auf den Ausbau von Nahwärmenetzen, besonders bei Neubauprojekten und in Quartieren mit hoher Gebäudedichte. Gleichzeitig fördern wir Sanierungen im Bestand und den Umstieg auf erneuerbare Energieträger. In der Stadtentwicklung wird zunehmend darauf geachtet, dass neue Baugebiete klimaneutral erschlossen werden – also ohne fossile Heizsysteme. Es braucht dabei auch gute Förderanreize, bei denen wir eng mit dem Land zusammenarbeiten. Die Wärmewende ist eine gemeinsame Aufgabe von Politik, Energieversorgern, Bauträgern und privaten Haushalten.

  4. Dornbirn ist eine von zehn österreichischen Pionier-Großstädten. Die Stadt will ihre Verwaltung klimaneutral machen und „klimafitte Quartiere“ entwickeln. Welche Projekte sind Ihnen besonders wichtig – und welche Chancen sehen Sie?
    Für uns ist klar: Wenn wir unsere Stadtteile zukunftsfähig machen wollen, müssen wir Umwelt- und Sozialfragen gemeinsam denken. Die „Pionierquartiere“ sollen gute Beispiele dafür werden, wie nachhaltige Mobilität, energieeffizientes Bauen, soziale Durchmischung und Grünraumgestaltung ineinandergreifen können. Wir arbeiten aktuell an der Weiterentwicklung bestehender Stadtteile, unter anderem in Haselstauden und Rohrbach, wo sowohl neue Bildungs- und Freizeitinfrastruktur entsteht als auch bestehende Strukturen klimafit gemacht werden. In diesen Projekten steckt viel Potenzial, auch für andere Städte.

  5. Was tragen Sie persönlich zum Klimaschutz bei?
    Ich bin überzeugter Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel, gehe viel zu Fuß und nutze das Fahrrad. In meinem privaten Umfeld achte ich auf Energieeffizienz – sei es bei der Sanierung oder bei Alltagsentscheidungen. Als Bürgermeister sehe ich meine Aufgabe darin, nicht nur politische Rahmenbedingungen zu setzen, sondern auch mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn wir wollen, dass Klimaschutz im Alltag ankommt, müssen wir selbst glaubwürdig sein.

  6. Gibt es ein weiteres Thema, das Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig ist?

    Ja – die Bildung. Klimaschutz braucht Wissen, Verständnis und Engagement. In den Dornbirner Schulen und Kindergärten wird bereits viel getan, um Kindern ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit mitzugeben. Ich möchte diesen Weg weiter fördern – denn die nächste Generation ist es, die unsere heutigen Entscheidungen tragen und weiterentwickeln wird.

Bürgermeister Philip Schlegel, e5-Gemeinde Gaißau

Gemeinde Gaissau
  1. Seit wie vielen Jahren engagierst du dich politisch in der Gemeinde?
    Ich bin seit der Wahl im März 2025 als Quereinsteiger in die Gaißauer Gemeindepolitik eingestiegen.

  2. Kommunale Gebäude sind ein zentrales Thema im e5-Programm und auch bei der neuen EU Effizienzrichtlinie EED III. Welche Maßnahmen siehst du als vorrangig, um den Energieverbrauch in euren kommunalen Liegenschaften zu reduzieren?
    Wir haben bei Bauprojekten (Sanierung Gemeindeamt, Neubau Sportanlage, Neubau Kinderhaus…) in der Vergangenheit stets auf erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaikanlagen, Erd- und Luftwärmepumpen gesetzt. Somit konnten wir nachhaltig den Energieverbrauch reduzieren. 

  3. Für die Zielerreichung der Energieautonomie braucht es aber abseits des kommunalen Wirkungsbereichs auch mehr Energieeffizienz bei privaten Gebäuden. Welche Maßnahmen ergreift eure Gemeinde, um die thermische Sanierung bestehender Gebäude voranzutreiben, um so den Gesamtenergieverbrauch zu senken?
    Bei jedem Bauantrag im Zusammenhang mit Sanierungen weisen wir die Antragsteller ausdrücklich auf die Möglichkeit einer qualifizierten Energieberatung hin – idealerweise durch das Energieinstitut. Ziel ist es, bereits in der Planungsphase Bewusstsein für energetische Optimierungspotenziale zu schaffen.

  4. Die Umsetzungen zum Masterplan Dorfzentrum sind bereits vor einigen Jahren gestartet - welche weiteren Schritte sind im Rahmen einer Dorfentwicklung für die kommenden Jahre geplant?
    Ursprünglich waren mehrere Maßnahmen vorgesehen, darunter der Erwerb von Grundstücken sowie die Attraktivierung verschiedener öffentlicher Plätze. Aufgrund der aktuellen finanziellen Lage müssen diese wünschenswerten Vorhaben jedoch vorerst zurückgestellt werden. Der Fokus liegt derzeit auf der Erfüllung der grundlegenden Aufgaben der Gemeinde, um die Versorgung und Infrastruktur für unsere Bürgerinnen und Bürger weiterhin sicherzustellen.

  5. Was trägst du persönlich zum Thema Klimaschutz bei?
    Ich lege meine täglichen Wege beruflich und privat überwiegend zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Auch in meinem privaten Wohnhaus achte ich auf Energieeffizienz: Die Heizung wird dort mittels einer modernen Luft-Wärmepumpe betrieben.

Simeon Summer, e5-Gemeinde Weiler

Nadja Ellensohn
  1. Weiler ist eine junge e5-Gemeinde. Dieses Jahr kommt die erste e5-Zertifizierung. Was waren die wichtigsten Projekte und Erfolge der ersten Jahre im e5-Programm?
    Ich denke, dass am Anfang vor allem die Bestandsaufnahme ein großer Brocken gewesen ist, sei es die Volksschule, der Kindergarten, das Feuerwehrhaus oder das Gemeindeamt, um hier im Bereich Energieverbrauch Fakten zu schaffen und auch gezielt Maßnahmen zu setzen. Natürlich ist auch der Ausbau einer PV-Anlage auf der Volksschule oder dem Feuerwehrhaus ein weiterer Schritt sowie auch die Betrachtung der Grünflächen in Hinsicht der Nutzungsmöglichkeit, ökologisch und sparsam.

  2. Die Entwicklung des Dorfkerns ist in Weiler ein wichtiges Thema. Was ist schon passiert, was sind deine Ziele, was die besonderen Herausforderungen?
    Die Entwicklung des Dorfkerns stellt uns vor viele Herausforderungen, hier geht es im ersten Schritt darum: "Was braucht Weiler, wann und natürlich wie. Ich denke, dass dies aber in einem öffentlichen Prozess stattfinden muss. Aber was man auch sagen kann, ist, dass die Realität aus finanzieller Sicht die Sache nicht einfacher macht. 

  3. Welche weiteren e5-Projekte möchtest Du in Weiler in den nächsten Jahren anstoßen?
    Ich hoffe, dass wir eine Energiegemeinschaft mit der AGRAR gründen können, um die Ressourcen der Gemeinde sowie der AGRAR bestmöglich nutzen zu können.

  4. Was trägst du persönlich zum Thema Klimaschutz bei?
    Ehrlich gesagt, bin ich persönlich sicher nicht das beste Vorbild, wenn es um die klassischen Klimaschutz geht (ÖPNV, RAD, zu Fuß).
veröffentlicht 30.10.2025