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Heizgradtag Bereinigung

Heizgradtage (HGTs) beschreiben die Kälte eines Jahres bzw. eines Monats. Mit der sogenannten HGT Bereinigung die Voraussetzungen für einen fairen Vergleich von Energieverbräuchen schaffen.

Heizgradtage sind zahlungspflichtige Klima-Daten, die nicht jedem zur Verfügung stehen. Im Zuge einer ÖKOPROFIT-Zertifizierung für Betriebe sowie als e5-Gemeinde sind Sie allerdings für diese Daten bezugsberechtigt!

  • ÖKOPROFIT-Betriebe wenden sich für Klimadaten bitte an Ihren ÖKOPROFIT-Berater
  • e5-Gemeinden finden die Informationen im EBO – Energiebericht Online

Um seinen eigenen Energieverbrauch mit anderen vergleichen zu können, ist es notwendig für die gleichen Startbedingungen von allen Teilnehmern zu sorgen. Das ist beim Sport so, und auch beim Energieverbrauch. Denken Sie nur an einen 100 m Lauf: Es geht nicht, dass ein Teilnehmer seinen Lauf in Sportkleidung auf Meeresniveau bei 19°C absolviert und ein anderer Teilnehmer mit einem
15 kg schweren Rucksack im Höhenlager von Nepal bei -6°C. Das wären ungleiche Startbedingungen, die einen Vergleich der beiden Wettkämpfer unzulässig macht.

Solche ungleichen Startbedingungen kann man beim Energieverbrauch rechnerisch korrigieren. Dabei werden die unterschiedlichen Höhenlagen von Gebäuden sowie die unterschiedliche Winterkälte rechnerisch berücksichtigt.

Die Heizgradtag Bereinigung

Der Wärmeverbrauch fürs Heizen ist in jedem Jahr unterschiedlich. Warum eigentlich? Weil die einzelnen Jahre unterschiedlich kalt sind. Um Jahre miteinander vergleichen zu können, hat sich die Heizgradtag (HGT) Bereinigung durchgesetzt. Man greift in dieser Methode auf die sogenannten Heizgradtage HGTs zurück. In Österreich verwendet man die HGT20/12, die zum Beispiel von der ZAMG in ihren Wetterstationen gemessen werden. In Vorarlberg stehen diese Wetterstationen an diversen Orten, unter anderem in den Städten, aber auch in exponierten Lagen wie Partenen und Warth.

Ermittlung der HGT20/12

An jedem Tag des Jahres errechnen 10 Messstationen auf ganz Vorarlberg verteilt die Tagesmitteltemperatur TØ (gemessen von 19 bis 19 Uhr). Zum Beispiel hat die Messstation in Dornbirn am 3. März 2015 errechnet: TØ= 1,2°C.

War, wie an diesem Tag, die Tagesmitteltemperatur ≤ 12°C, so gilt dieser Tag als sogenannter Heiztag. Dahinter steckt die Annahme, dass man in einem normalen Haus bei einer Außentemperatur von weniger als 12°C heizen muss. Das ist eine willkürliche Annahme, die sich in Österreich etabliert hat.

An jedem Heiztag des Jahres wird nun die Differenz von 20°C zur Tagesmitteltemperatur TØ errechnet. In unserem Beispiel 20°C – TØ = 20°C – 1,2°C = 18,8°C.

  • Diese täglichen Differenzwerte aller Heiztage werden aufsummiert und ergeben die Heizgradtage.
  • Handelt es sich um einen „Nicht-Heiztag“, so wird diese Tagesdifferenz auf 0 gesetzt.
3. März 2015 4. März 2015 5. März 2015
TØ 1,2° 10,2° 12,6°
TØ ist
kleiner gleich 12°C?
ja -> ist ein Heiztag ja -> ist ein Heiztag nein -> ist kein Heiztag.
Tagesdifferenz daher 0.
Tagesdifferenz
20° - TØ
18,8° 9,8° 0

Summiert man alle Tagesdifferenzen der Heiztage auf, erhält man die Heizgradtage HGT, die als Einheit KelvinTage (Abkürzung Kd) besitzen. Zum Beispiel: . . . + 18,8 Kd + 9,8 Kd + 0 +. . .

  • die HGTs vom Monat März 2015 in Dornbirn waren 427 Kd.
  • die HGTs vom Juli 2015 in Dornbirn waren 0 Kd. Es war also kein einziger Heiztag in diesem Monat.
  • die HGTs vom Jahr 2015 in Dornbirn waren 3.091 Kd. Das ist ein Maß für die Kälte eines Jahres. Je höher der Wert, umso kälter.
  • die HGTs vom Jahr 2014 in Dornbirn waren 2.739 Kd. Das Jahr 2014 war also warm.

Mit den Jahreswerten der letzten 30 Jahre wird der langjährige Durchschnitt errechnet. Dieser Wert beträgt in Dornbirn 3.435 Kd. Damit ist die durchschnittliche Kälte eines Jahres definiert. Ist ein Jahres-HGT-Wert größer als der Durchschnitt, so spricht man von einem kalten Jahr. Oder wie im Fall von Dornbirn 2015 mit 3.091 Kd von einem warmen Jahr.

Die HGT Bereinigung erfolgt mit folgender Formel, im konkreten Fall mit einem Gasverbrauch von 136.712 kWh in 2014.

Interpretation:

  • sind die HGTs eines Jahres um 3% höher als der langjährige Durchschnitt, so ist es normal um 3% mehr Energie zu verbrauchen.
  • Die HGT Bereinigung bewirkt eine Normierung aller Jahresverbräuche, so als ob alle Jahre durchschnittswarm gewesen wären. Diese Werte kann man nun vergleichen:

HGT in Dornbirn in Kd

Energieverbrauch lt Verrechnung
in kWh

Verbrauch nach HGT-Bereinigung in kWh

2005

3.493

104.480

102.745

2006

3.297

125.763

131.027

2007

3.052

122.621

138.009

Der Wärmeverbrauch hat (HGT bereinigt) von 102.745 kWh deutlich auf 138.008 kWh zugenommen. Da ist Ursachenforschung angesagt!

Wichtig zu beachten ist:

  • Die HGT Bereinigung funktioniert nur, wenn der Zeitraum der HGTs identisch ist mit dem Zeitraum der Energiemessung. Hat man also den Energieverbrauch von 1. November bis 31. Oktober vorliegen, müssen die HGTs dieser Periode verwendet werden. Ansonsten macht man unter Umständen große Fehler bei der Korrektur.
  • Hat man zwei Heizungen (zB. Fernwärme und eine eigenen Gasheizung zur Spitzenlastabdeckung), so müssen die Verbräuche von beiden Heizungen über dieselbe Periode vorliegen. Zum Beispiel Fernwärme vom 1. November bis 31. Oktober und Gasverbrauch vom 1. Jänner bis 31. Dezember können nicht gemeinsam HGT korrigiert werden.
    Auch eine rechnerische Verschiebung der beiden Monate November und Dezember (zwei zwölftel des Jahresverbrauchs ins andere Jahr schieben) ist zu ungenau und macht das Ergebnis unbrauchbar.
  • Das HGT Bereinigungsverfahren ist in Niedrigenergie- bzw. Passivhäusern nicht geeignet. In diesen Gebäuden hängt die Entscheidung ob geheizt werden muss oder nicht (also die Frage ob ein Heiztag vorliegt) vorwiegend von der Sonneneinstrahlung und den Windverhältnissen ab, aber nicht von der Außentemperatur.
  • Sollten sich die beheizte Fläche in den einzelnen Jahren verändern, zB. vergrößern, so ist es auch normal, mehr Energie zu verbrauchen. In solchen Fällen vergleicht man die Heizenergie pro m2 über die beobachteten Jahre/Perioden.