Beratung. Förderung. Stärkung.

Ein Haus ohne Überraschungen – und doch voller neuer Möglichkeiten

Patrick Zimmermann sollte das Haus seines Großvaters erben, doch sein Plan blieb unklar. Mit wachsender Familie entschied er sich, den 60er-Jahre-Bungalow aufzustocken und energetisch zu modernisieren – mit klarem Konzept und viel Eigenleistung.

Wir haben mit dem Architekten David Längle (Architekt DI David Längle ZT) und dem Bauherr Patrick Zimmermann über die Realisierung  der Sanierung gesprochen.

Ein Bungalow ist bekanntlich eingeschossig. Für eine 4-köpfige Familie nicht gerade optimal. Und auch thermisch ist nach über 60 Jahren ein Update ratsam. Dass es eine Generalsanierung braucht, wenn der Bestand weiter genutzt werden soll, war somit rasch klar.

Wie seid ihr an das Projekt herangegangen? 

Patrick: Meine Frau und ich hatten schon sehr früh klare Vorstellungen, was wir wollten. Dennoch haben wir uns dazu entschlossen, eine Potentialberatung Altbau in Anspruch zu nehmen. Mit David Längle haben wir einen perfekten Partner gefunden. Denn wenn wir uns die Arbeit schon antun wollten, dann einmal richtig und mit professioneller Planung. Das Angebot des Energieinstituts, einen Sanierungslotsen zu beauftragen, können wir nur weiterempfehlen. Es ist preiswert und gerade zu Beginn wirklich hilfreich.

Einschub: Wer oder was sind eigentlich die Sanierungslots*innen?

Die Sanierungslotsinnen und –lotsen helfen dabei, vor dem Start der eigentlichen Sanierungsplanung herauszufinden, was Haus und Bewohner*innen für eine gute Entwicklung des Gebäudes brauchen. Dabei gehen sie besonders ergebnisoffen vor. Herauskommen kann eine einfache Gebäudesanierung, die Neuorganisation der Grundrisse, ein Generationenhaus mit Aufstockung oder Zubauten oder ein Wohnhaus mit Einliegerwohnung – was Bedürfnissen und Möglichkeiten halt am besten entspricht. Mit dem Ergebnis liegt dann eine solide Grundlage für die konkrete Planung vor.

Die Sanierungslotsinnen und –lotsen sind Planer und Architektinnen, die sich speziell auf die Anforderungen vor der eigentlichen Planungsphase einstellen. Dazu zählen rechtliche Grundlagen ebenso wie eine gute Kommunikation.

Mehr Infos zur Potentialberatung Altbau gibt’s hier.

Ihr beide habt nach der Erstberatung sehr schnell zusammengefunden. David, was ist aus deiner Sicht wichtig, damit man rasch einen gemeinsamen Weg findet, der nicht von unzähligen Planänderungen geprägt ist?  

David: Für mich ist das Erstgespräch essenziell. Ich bitte die künftigen Bauleute immer, sich im Vorfeld eine Liste zu machen, was sie unbedingt brauchen, was sie alles haben bzw. wie sie das Haus nutzen möchten und welche No Goes es gibt. Diese Vorbereitung ist enorm wichtig und dient dann als Grundlage für die Planung.

Was genau habt ihr dann umgesetzt?

Patrick: Es war schnell klar, dass wir aufstocken mussten, um die gewünschte Wohnfläche zu bekommen. Es gab zwar ein Dachgeschoss, für einen Ausbau war das aber zu knapp. David hat uns dann zwei Entwürfe gemacht, einer davon sah die Aufsetzung eines ganzen Geschosses vor. Und wie gesagt: Wenn schon, denn schon.

Wir haben uns für eine Aufstockung in Holzbauweise  und einer durchgehenden Holzfassade entschieden. Das war auch für die thermische Sanierung am sinnvollsten und fasste Bestand und Aufstockung optisch wieder zusammen.
Bauherr P. Zimmermann

Nachdem die Planung in trockenen Tüchern war, wie ging es dann weiter?

Patrick: Zuerst mussten wir das Haus ausräumen. Damit haben wir im August 2023 begonnen. Und dann legten wir mit dem Abriss los. Alles in Eigenregie. Das war eine ziemliche "Hackn". Ich bin in der Zeit ganze 73-mal zum Burtscher (Anm.: Entsorgungsunternehmen) gefahren.

David: Und soweit ich weiß, hast du dir gleich einen eigenen gebrauchten Bagger für die Erdarbeiten angeschafft, oder? 

Patrick: Den hat es auf jeden Fall gebraucht (lacht). Nun ist mein Fuhr- und Maschinenpark fast komplett. 

Und ihr habt auch die Bauleitung selbst übernommen. 

Patrick: Genau, ich bin gelernter Stahlbauschlosser, mein Papa ist Elektrikermeister. Und auch sonst haben wir einige Kompetenzen in der Familie vertreten, die bei einem Bauprojekt hilfreich sind. Wir haben uns daher darüber hinausgesehen, das selbst in die Hand zu nehmen. 

Ja, da Patrick sehr versiert ist hatte ich ein sehr gutes Gefühl dabei, ihm diese Rolle zu überlassen. Ich habe immer wieder mal nach dem Rechten gesehen, aber im Grunde hat die Familie Zimmermann alles selbst gemanagt.
Architekt D. Längle

Gab es denn besondere Herausforderungen, die ihr meistern musstet? 

David: Erstaunlich wenige. Das Haus war sehr solide gebaut und es erwarteten uns auch keine statischen Überraschungen. Lediglich die Pläne, die wir aus dieser Zeit hatten, waren recht ungenau. Da gab es zum Teil Abweichungen von über 50 cm. Mit den Behörden und Nachbarn klappte auch alles reibungslos.

Patrick: Gut funktioniert hat auch die Terminplanung. Natürlich gab es hie und da kleine Probleme oder Verzögerungen bei der Ausführung der Arbeiten. Aber nichts Gravierendes. Die größte Herausforderung für mich war, dass wir bereits während der Bauphase die ganze Inneneinrichtung auswählen sollten. Dafür fehlten mir die Vorstellungskraft und auch die Geduld.

Wirklich kein einziges Überraschungsmoment? 

Patrick: Nein. Außer dass es überraschend war, dass es kein Überraschungsmoment gab. Ich habe immer darauf gewartet, dass etwas passiert. Nur das Wetter hielt immer wieder Überraschungen bereit. Wenn es schön sein hätte sollen, zum Beispiel beim Betonieren oder beim Dach abreißen, hat es in Strömen geregnet und beim Innenausbau war dann strahlender Sonnenschein.

Würdest du heute nochmals sanieren? 


Ja, wenn meine Frau wieder die Buchhaltung und die Fördergeschichten übernimmt. Ich persönliche reiße lieber zehn Wände raus, als dass ich mich damit beschäftige.
Bauherr P. Zimmermann

David, was ist für dich als Sanierungslotse der Vorteil vom Bauen im Bestand?

David: Sanierungen sind eine der wichtigsten Maßnahmen, die wir haben, um ökonomisch und ökologisch nachhaltig zu agieren. Bestandsgebäude haben aber auch viel Potenzial und Charme und bieten individuelle Möglichkeiten, sich zu verwirklichen. Dadurch entstehen viel spannendere Räume und es ist ressourcenschonend. Ich würde mir sehr wünschen, wenn sich mehr Menschen eine Sanierung zutrauen würden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Details über diese erfolgreiche Sanierung und weitere nachahmenswerte Beispiele finden Sie in der Sanierungsgalerie www.sanierungsgalerie.at   

Architekt DI David Längle ZT ist Sanierungsberater und langjähriges Mitglied der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Erfahren Sie mehr über die Sanierungsspezialist*innen: www.partnerbetrieb.net.

Text: Julia Weger, WEGWEISER – Büro für nachhaltige Ideen