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Mehr Wohn- als Grundstücksfläche. Geht das?

Ja, das geht! Was es dazu braucht? Eine Portion Mut, eine Prise Kreativität, engagierte Bauleute, eine gewiefte Architektin und gute Handwerker. Mit dieser Mischung gelang die Nachverdichtung einer Mehrparteienhaushälfte mit der ungewöhnlichen Baunutzungszahl von 102,4.

"Wir beweisen unsere Qualität in der täglichen Arbeit", heißt es im Ehrenkodex der Partnerbetriebe. Wir stellen Ihnen die Geschichten hinter den Sanierungen im  Interview mit dem Partnerbetrieb und den zufriedenen Kunden vor.

Dieses Mal haben wir mit Architektin Petra Mathis (Partnerbetrieb Bau Summer GmbH) und den Bauleuten Tina und Stefan gesprochen, wie es kam, dass sie diese Herausforderung so bravourös meisterten.

Ihr habt euch 2019 dazu entschieden, das Elternhaus von Tina – die ostseitige Hälfte eines Mehrparteienhauses aus dem Jahr 1803 – zu sanieren. Warum? 

Tina: Eigentlich stand der klassische Traum vom Eigenheim auf unserer Prioritätenliste nicht sonderlich weit oben. Aber als sich meine Eltern überlegten, ihr Haus zu verkaufen, da es für sie allein zu groß geworden ist, begannen wir zu überlegen. 
Stefan: Und wir waren uns dann sehr rasch einig, dass wir den Umbau zu einem Mehrgenerationenhaus in die Hand nehmen möchten. Wir haben zuvor in einer Dreizimmer-Wohnung gelebt und irgendwie war gerade der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung gekommen. 

Eine Besonderheit dieser Sanierung ist die hohe Baunutzungszahl. Sprich, die Grundstücksfläche ist kleiner als die Wohnfläche. 

Petra Mathis: Ja, die Baunutzungszahl liegt bei 102,4. Die zwei Wohneinheiten stehen auf 157 m2 Grundfläche, der Baukörper an sich ist mit ca. fünf Meter Breite extrem schmal und rund um das Haus ist maximal ein Meter Platz. Eine klassische Erweiterung kam daher nicht in Frage. Für die angestrebte Nachverdichtung brauchte ein sehr gutes Miteinander aller Beteiligten, um hier mit einem Zubau nachverdichten zu können.

Wie ist das gelungen? 

Petra Mathis: Nachverdichtet wurde, indem auf die bestehende unterkellerte Terrasse im Erd– sowie im Obergeschoss ein neuer Wohnraum hinzugefügt wurde. Am meisten zum Gelingen beigetragen haben aber die Bereitschaft und die Motivation der Bauleute, Kompromisse einzugehen und mit Begeisterung an das Projekt heranzugehen.

Ein 200-jähriges Haus mit Gewölbekeller und Strickwänden, einigen Umbauten aus dem Jahr 1980, birgt so manche Überraschungen. Was gab es bei euch, mit dem ihr nicht gerechnet hattet?

Tina: Mein Vater war bereits bei den Umbauten Anfang der 1980er-Jahre mit dabei und wusste viel über Bausubstanz und Besonderheiten. Vieles war gut in Schuss, aber das eine oder andre hat uns dennoch auf Trab gehalten.
Petra Mathis: Die Dämmung der Kellerdecke gestaltete sich durch das Gewölbe sehr schwierig bzw. wir konnten die erforderlichen U-Werte nicht einhalten. Wir mussten hier ein bauphysikalisches Gutachten machen, um die Werte umgehen zu können. Und auf unseren Zimmerer wartete die Herausforderung, am Dachboden einen riesigen Balken zu platzieren. Der Transport und Aufhängung in diesem eng bebauten Gebiet war echt nicht ohne!

Stefan: Und ganz unerwartet brauchte es zwischen Küche und Schlafzimmer noch eine Decke. Diese hatten wir so nicht geplant. Dank der guten Zusammenarbeit mit Petra und Bau Summer hat aber alles wie am Schnürchen geklappt.
Tina: Eine richtige Challenge waren jedoch die Behördenwege. Wenn es um Nachverdichtungen geht, ist in Vorarlberg schon noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Da waren wir für Petras Erfahrung und Expertise sehr froh.

Tina, deine Eltern blieben während des Umbaus im Haus wohnen. Wie war das für sie? 

Tina: Ein bewohnter Umbau ist eine Herausforderung und vor allem eine staubige Angelegenheit. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie den Lärm und den Dreck gut ein Jahr lang in Kauf genommen haben.
Stefan: Und wir haben davon profitiert, dass dein Vater immer vor Ort war. Er hatte alles im Griff und konnte den Handwerkern mit seinem Wissen viel weiterhelfen.
Petra Mathis: Dazu kann ich nur sagen: Dein Vater war wirklich „Gold wert“!

Neben all den Herausforderungen: Gab es auch etwas komplett Unerwartetes? Etwas, dass nicht alle Tage passiert?

Tina: Das gab es tatsächlich. Im Dachgeschoss war die Wand zum Nachbarhaus nur mit Holzlatten verbaut. Das wussten wir vorher nicht. Als ein Handwerker die Wand einreissen wollte, hatte er seine Hand plötzlich im Kasten der Nachbarn.

Das passiert tatsächlich nicht alle Tage. Zeigt aber auch, dass eine Dämmung durchaus notwendig war.

Petra Mathis: Ja, insbesondere beim Dach konnten wir durch den Einbau einer Dampfsperre die Dämmung nach Neubaustandard ausführen. Bei den Zwischenböden haben wir die Schlacke entfernt und diese mit einer Trittschalldämmung ausgestattet. Den Neubau über der Terrasse haben wir natürlich komplett nach den neuesten Standards gedämmt.
Die Dacharbeiten wurden vom Partnerbetrieb Entner Dach ausgeführt.

"Die Arbeiten beim Wohnhaus von Tina und Stefan umfassten ein Ziegeldach, zwei Terrassenabdichtungen und verschieden Verblechungen ums Haus. Mit diesem Zubau hat das Wohnhaus eine neue Zukunft bekommen."
Susanne Entner, Entner Dach

Wurden noch weitere energetische Sanierungen vorgenommen?

Petra Mathis: Ja, das Heizsystem wurde von Nachtspeicheröfen auf eine Pelletheizung umgestellt. Und die Fenster wurden getauscht. Statt Kunststofffenster gibt es jetzt Holz-Alufenster mit Außenbeschattung. Damit konnten wir auch die Wärmebrücken minimieren.
Tina: Und sollten wir in den nächsten Jahren eine Photovoltaik- oder Solaranlage nachrüsten wollen, haben wir schon vorgesorgt. Eine Aufrüstung wäre jederzeit möglich.

Abschließend: Würdet ihr mit dem jetzigen Wissenstand das Projekt noch einmal so umsetzen?

Tina: Ja. Ich würde jedem, dem sich die Möglichkeit bietet, empfehlen, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Natürlich war es eine sehr intensive und anstrengende Zeit, auch für uns als Paar. Aber das Ergebnis, ein toller, lebenswerter Wohnraum für viele Jahre, entschädigt das komplett.

"Besonders wertvoll habe ich die Zusammenarbeit mit Petra empfunden. Sie hat wirklich ein gutes Gespür für alte Häuser und „Spezialfälle“ wie den unseren. Sie hat sehr gut im Blick, was erhalten werden kann und wo es Anpassungen braucht. Man spürt ihre Wertschätzung für alte Bausubstanzen einfach und das macht Freude."
Tina, Bauherrin

"Dem stimme ich voll zu.Ich bin der Überzeugung, dass wir der maßlosen Bodenversiegelung etwas entgegensetzen müssen. Mit Sanierungen und Nachverdichtungen das nutzen, was schon da ist. Ich würde es jederzeit wieder machen. Es braucht aber auch jemanden, der Bauleute dabei mit Fachwissen unterstützt. Bei Petra hatten wir das Glück, alles in einer Hand zu wissen. Einerseits mit ihr als Architektin, anderseits mit dem Unternehmen Bau Summer, das uns die Generalplanung und Bauleitung abgenommen hat. Und ich möchte noch erwähnen, dass es sich lohnt, Förderungen in Anspruch zu nehmen. Auch wenn die Antragstellung aufwendig und lästig erscheint, es bringt wirklich viel und man kommt tatsächlich zu seinem Geld."
Stefan, Bauherr

Petra Mathis: Danke für die Blumen. Aber es braucht vor allem den Mut und die Begeisterung durch euch Bauleute, damit ein so tolles Schmuckstück entstehen kann. Es ist tatsächlich zu einem perfekten Beispiel für eine gelungene Nachverdichtung geworden. Danke für die feine Zusammenarbeit.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Details über diese erfolgreiche Sanierung und weitere nachahmenswerte Beispiele finden Sie in der Sanierungsgalerie. www.sanierungsgalerie.at

Bau Summer und Entner Dach sind Mitglieder der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus.
Erfahren Sie mehr über die Sanierungsspezialist*innen: www.partnerbetrieb.net.

Text: Julia Weger, WEGWEISER – Büro für nachhaltige Ideen
Fotos: privat (vorher), Caroline Begle (nachher)