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Lehm ist unsere Leidenschaft

Seit nunmehr 20 Jahren setzt sich die Firma PÖZ erfolgreich für den Baustoff Lehm ein. Woher ihre Leidenschaft für Lehm kommt und was sich seither rund um den ökologischen Superbaustoff getan hat, erzählt uns Jessica Loretter im Gespräch.

Susanna Ajkovic (Partnerbetrieb Traumhaus Althaus) sprach mit Jessica Loretter von der Firma PÖZ anlässlich ihres 20-jährigen Firmenjubiläums und der 15-jährigen Mitgliedschaft in der Plattform Parterbetrieb Traumhaus Althaus.

Vorab darf ich schon mal herzlich gratulieren, euch gibt es jetzt seit 20 Jahren. Übrigens wie die Partnerbetriebe – wir sind also quasi Jahrgänger. Seit 15 Jahres seid ihr auch Mitglied bei uns im Partnerbetriebs-Netzwerk.
Wie hat das denn damals mit der Firma PÖZ angefangen?

Angefangen hat alles mit Bruno Peter und Marianne Schmid, die ursprünglich im Holzzentrum von Fussenegger & Rümmele Bau gearbeitet haben. Als dieses dann sehr kurzfristig aufgelassen wurde, standen sie - beiden um die 50 - plötzlich da. Aus der Not eine Tugend machend hatte Bruno als ehemaliger Abteilungsleiter die Idee sich selbstständig zu machen. Marianne brachte ihre Erfahrung aus dem Verkauf mit. Kundenstock und Lieferanten konnten zum Teil mitgenommen werden

Vor allem die Anfänge waren natürlich schwer. An jedem Eck und Ende musste gespart werden, damit aus dem Unterfangen was wird. Und doch musste man präsent sein. Eine Geschichte, über die heute noch gelacht wird, ist, wie sie damals das Material für die Messe mit einem Schweineanhänger herangekarrt haben, weil es nicht anders ging. Klein war alles am damaligen Standort in Dornbirn. Da hatte man dann halt „5 Kübele vu deam und 3 Säckle vu deam“ in der Werkstatt, denn Lager gab es auch noch keines. Das kam erst später in Altach dazu, aber auch nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten.
Irgendwie ging’s, nach der Devise „ma richt’s.“

Die Ausrichtung war aber von Anfang an auf ökologische Produkte, oder?

Ja, auf das haben wir uns von Anfang an spezialisiert. Bereits im Holzzentrum hatte das zu der Zeit gerade angefangen mit dem Ölen von Parkett, und das haben wir dann gleich mitgenommen. Außerdem waren auch Naturdämmstoffe wie Schafwolle, Naturfarben und natürlich Lehm von Anfang an dabei. Wobei da haben sie uns zuerst ja ausgelacht. Lehm war damals ja überhaupt noch kein Thema. Auch das Ölen der Böden war total selten, es wurde alles lackiert. Heute ist Ölen zu 95% Standard.

Die Gründer wurden zu Beginn also ausgelacht für diese Ausrichtung. Ich nehme an, das hat sich in der Zwischenzeit aber geändert?

Ja, mittlerweile kommt ich glaube niemand mehr am Thema ökologischen Bauen vorbei und die Bauleute sind da viel sensibler wie früher und denken nach: ökologische Farben, was streiche ich in mein Kinderzimmer. Es wird auch viel mehr in den Medien darüber berichtet. Da hat sich endlich was getan. Klar ist unser Wunschdenken, dass nur noch ökologisch gebaut wird und alle mit Lehm verputzen. Das Standardvorgehen ist noch ein anderes, aber es wird langsam.

Da sind wir dann eh schon beim Thema Lehm: Da gibt es bei den Bauleuten zwei Herangehensweisen. Die einen sagen: „Das mach ich selber.“, die anderen lassen es vom Profi machen. Wie siehst du das?

Beim Lehm bietet es sich natürlich an, dass man selber anpackt, weil man länger Zeit hat, ihn zu verarbeiten, es ist einfacher mal was auszugleichen, zu flicken. Es gibt immer beide Seiten: die einen trauen es sich zu, haben auch schon anders selbst gemacht. Anderen sagen, dass das Handwerkliche einfach nicht ihres ist und lassen es lieber machen. Kommt natürlich auch immer drauf an, wie genau man ist. Wenn man es perfekt haben will, glatte Oberflächen und auch mit den Abschlüssen, dann lassen es viele gerne vom Profi machen. Aber es trauen sich immer mehr, z.B. auch Lehmplatten anzubringen und die erste Putzschicht. Und den Feinputz lassen sie dann vom Profi machen. Wenn man gerne Strukturen und „wildere Sachen“ hätte, dann kann man gut selber machen. Lehm ist da einfach sehr vielseitig.

Früher - und zum Teil sicher heute noch - gibt es die Vorurteile, dass man bei Lehm farblich eingeschränkt ist und dass er nicht abriebfest ist.

Das Absanden ist mittlerweile eigentlich kein Thema mehr. Beim Abrieb, da gibt es Abriebklassen und unser Hersteller Claytec ist da federführend dran. Die Produkte sanden bei fachgerechter Verarbeitung gar nicht. Es gibt allerdings schon noch Anbieter am Markt, da kann man den Putz mit dem Fingernagel herunterkratzen. Um sicher zu gehen, sollte man auf Qualitätsprodukte (und Verarbeiter) zurückgreifen. Dafür gibt es den Dachverband Lehm, der Informationen und Verarbeitungsrichtlinien bereitstellt und auch entsprechende Produktnormen entwickelt hat.

Farblich gibt es mittlerweile 146 Farbtöne, die aus 6 Grundtönen gemischt werden. Da hat sich einiges getan. Als ich vor 10 Jahren angefangen habe, da gab es gerade mal 10-12 Farbtöne. Es gibt auch pigmentierte Lehmfarben mit mineralischen Zusätzen für diejenigen, die gerne ein Blau oder Lila hätten. Es ist in der Zwischenzeit sicher für jeden eine Farbe dabei in dem System.

Zum Abschluss interessiert mich, was dich ganz persönlich am Baustoff Lehm fasziniert?

Ich weiß nicht, das kann ich glaube jeder erst sagen, wenn er ihn selber verarbeitet hat. Wenn man den Kübel anrührt, daran riecht – es riecht einfach nur nach Erde. Es ist nichts Giftiges dran. Beim Verarbeiten bleibt danach beim Abwaschen der Hände keine Farbe kleben. Und wenn man mal so eine Lehmwand gemacht hat – das sagen auch viele Kunden - dann wird man süchtig (lacht).

Und ganz zum Schluss noch ein gemeinsamer Hinweis, wo man den Baustoff Lehm als nächstes hautnah erleben kann:

Richtig. Wir werden gemeinsam mit dem Energieinstitut und anderen Lehmbauspezialisten zum 3. und letzten Mal mit der Sonderausstellung Lehm auf der com:bau vom 28.2. – 1.3.2020 vertreten sein. Da hat dann jeder die Möglichkeit, die Vielseitigkeit von Lehm und die verschiedenen Verarbeitungstechniken – auch live - kennen zu lernen. Nutzen sie die Gelegenheit und kommen sie vorbei!

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Partnerbetriebe Traumhaus Althaus waren anläßlich der Vorarlberger Lehmtage zu Gast bei PÖZ, um mehr über ökologische Baustoffe zu erfahren. Lesen Sie hier den Nachbericht zum Sanierungsforum.

Factbox:

Firma

PÖZ - Das Ökozentrum

Mitarbeiter*innen

5

Geschäftsleitung

Alexander Loretter

Branche

Baustoffhandel

Partnerbetrieb seit 2005