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Partnerbetriebe beim Rundgang durch Rankweil

Die Partnerbetriebe besichtigten die Baustelle der denkmalgeschützten Häuslevilla in Rankweil und die neu adaptierten und kernsanierten Büroräume der Firma Alphagate in der ehemaligen Baumwollspinnerei.

Mitglieder der Partnerbetriebe Traumhaus Althaus bei der Häuslevilla

Feuer unter dem Dach und schnelle Lösungen  im Denkmalschutz

Künstler sollte man sein, mag so mancher Besucher anlässlich der Besichtigung der Häusle Villa im Rahmen des Rundgangs durch Rankweil gedacht haben. Wo es einst bis unters Dach gebrannt hat, will die Gemeinde Rankweil künftig mit ihrer Verwaltung einziehen, wie David Loretz, bei der Marktgemeinde zuständig für den Hochbau, den Partnerbetrieben zum Start des Rundgangs berichtet. Ins Erdgeschoss des 180 qm großen Hauses, barrierefrei geplant, sollen Kultur, Jugend und Sportreferat einziehen, im ersten Obergeschoss Gemeindearchivar, Standesamt und ein Trauraum, im zweiten Obergeschoss ein Künstler – nach dem Gedanken des „Artist in Residence“ jeweils für ein Vierteljahr. 

Noch ist das denkmalgeschützte Gebäude mitten im Ortszentrum nicht bezugsfertig. Doch es hat schon längere Pausen überstanden, bevor die Gemeinde die Immobilie im Jahr 2019 erwerben konnte. Viele Jahre hatte man mit einem der Häusle-Nachkommen über eine dringend notwendige Bestandssicherung der im Ortsbild einst so geliebten Stadtvilla verhandelt. Und dann fiel sie kurz nach der Veräußerung einem Brand zum Opfer. Das Dach: komplett abgebrannt. Nur der markante Turm, ein Relikt von späteren Umbaumaßnahmen, blieb damals stehen.

„Das Haus liegt den Rankweilern am Herzen. Es war der Wunsch von vielen, dass die Gemeinde es kauft.“

Mittlerweile kommt die Sanierung des im Jahre 1856 einst als Bauernhaus errichteten Gebäude eines Rankweiler Sattlermeisters, gut voran. Um das Jahr 1899 wurde es von einem Stickereibetrieb übernommen und mit dem „Türmle“ kam zugleich ein weiteres, angrenzendes Gebäude hinzu, in dem die Stickerei untergebracht wurde. Auch diese frühere Stickerei ist nun Teil der Sanierungsmaßnahmen und soll später einen Raum für Kleinkunst, Lesungen, Vernissagen und größere Hochzeiten beherbergen. „Es hat hier ursprünglich ausgeschaut wie im Krieg“, beschreibt es Marco Hartmann, Geschäftsführer vom Partnerbetrieb Holzbau Marte. Nur die Außenwände sind Original. Die Sparrenköpfe können wieder genutzt werden. Balkon und Holzveranda sollen nachgebildet werden.

Ausgehöhlt und Stock für Stock wieder erarbeitet

Die Gebäudehülle konnte bei der behutsamen Sanierung weitgehend erhalten werden.  Innen dagegen ist alles auf den neuesten Stand ausgerichtet, etwa die Gebäudelüftung. Ein Aufzug kam neu hinzu, der auf spektakuläre Weise per Kran aufgestellt wurde, bevor man damit beginnen konnte, den Innenausbau herum zu bauen. „Das war eine heiße Aktion“, erinnern sich die Beteiligten. Eine neue Konstruktion innen wurde vor die gemauerten Wände gestellt. Teilweise sind sie mit Stahlträgern abgelastet. Die damals so typischen Kastenfenster mit ihrem besonderen Charme werden als gestalterisches Element wieder aufgegriffen und auf Maß vorproduziert. Die Türen werden dem historischen Vorbild teilweise nachempfunden, denn die Originale waren brandgeschwärzt und vom Löschwasser beschädigt. Die mineralische Innendämmung mit 8 cm wird als Mineralschaum verputzt. Vieles, was abgebrannt war, soll rekonstruiert werden. Der Dachstuhl etwa ist komplett neu, wie Marbod Lins vom Partnerbetrieb Lins Dach berichtet. Denn nach dem Brand standen nur noch die Giebelwände. Jetzt sind sie mit brandschutzbeschichteten Stahlträgern außenwändig verbunden und innen verankert, damit sie nicht kippen können. Auch die einstige Veranda soll nach dem Abbau des Gerüstes wieder nachgebildet werden. Der bestehende Keller wurde 1 m höher angelegt, damit er die Lüftungsanlage und notwendige Technik aufnehmen kann, die auch das angrenzende Gebäude, die damalige Stickerei, mitversorgen wird. Dafür wurden die Wände umfangen und 1 m tiefer gesetzt.

„Wir müssen und dürfen erhalten, denn wir sind kein Bauträger. Deshalb haben wir andere Qualitätsansprüche."
David Loretz, Gemeinde Rankweil

Spinnen die?
Ausschreibung: November/Dezember, Start der Sanierung: 7. Januar, Bezug: 3 Monate später

Auch Etappe 2 des Rundgangs war früher dem textilen Handwerk gewidmet: Die einstige Baumwollspinnerei Rhomberg am Ortsrand vom Rankweil ist heute Gewerbepark und damit auch Firmenadresse von Alphagate, einem Spezialisten für modernste Bedienkonzepte für Anlagen und Maschinen. Hier wurden die Teilnehmenden des Rundgangs von Geschäftsführer Ulf Oberbichler, Architektin Anja Innauer vom Partnerbetrieb NONA Architektinnen und Baumeister und Architekt Stefan Bischof vom Partnerbetrieb Bischof I Zündel begrüßt.

Innerhalb von nur 3 Monaten hat man innerhalb des denkmalgeschützten Gebäudes, einem Holzbau von 1830, mit dem auffälligen Wasserturm zusätzliche Büroräume für die rund 40 Mitarbeitenden geschaffen, Wände, Bodenbeläge und Decken herausgerissen und rund 655 m2 kernsaniert.

„Holz-Stein-Estrich war die Challenge – auch für einen erfahrenen Bauleiter“

Der schiefe Boden mit mehrere Zentimenter tiefen Unebenheiten war gravierend. „Wir haben uns mit einem sehr erfahrenen Parkettleger ausgetauscht“, erzählt Stefan Bischof. „Er kennt das ganze Gebäude und hat Licht ins Dunkel gebracht.“ So wurde der Boden letztlich im klassischen Sinne behandelt. Auch der Schallschutz war ein wichtiges Thema. Denn ein Billardclub nutzt die Etage über den Büroräumen von Alphagate.

“Wir haben die Geräuschbelastung mit Bauphysiker und Schusspistolen nachgestellt. Und dann entsprechend schweren Holzfaser-Dämmung in der abgehängten Decke geschottet um hier eine Dämpfung zu erreichen.“ 
Stefan Bischof, Bischof I Zündel


Die schiefen Bodenbeläge wurden zum größten Teil belassen.  Nur eine einzige Bodenfläche musste zwingend begradigt werden: die seitlich des überlangen Esstisches, ein Wunsch von Geschäftsführer Ulf Oberbichler. Denn hier wäre aufgefallen, wenn ein Boden schief wäre.

„Wir wollen keine Legebatterien“

Es war der Anruf von Johan Spets, bei Alphagate zuständig für die Koordination des Vorhabens, bei Anja Innauer von NONA Architektinnen im Jahr 2021 „Einfach, reduziert und schön“, das war der Wunsch von Geschäftsführer Ulf Oberbichler für die Neugestaltung der Büroräume. „Hast du Lust auf eine Erweiterung?“ Anja Innauer hatte, denn: „Das sind hier super innovative Bauherren!“ Schon seit 2019, bei der Umbaumaßnahme für einen Querriegel des Gebäudes, hatte man erfolgreich zusammengearbeitet. Man wollte das Alte dazuschalten, als es an die neuen Räumlichkeiten mit ihrer „ganz klaren Struktur und dem klaren Raster des Gebäudes ging“, wie Anja Innauer den Reiz der einstigen Spinnerei beschreibt. „Da gibt es nicht einfach Schnippschnapp.“ Das Gebäude war sehr verbaut. Prägend für den neuen Entwurf waren die typischen Stützenraster: „Zur Freude des Architekten, weil es allerhand erlaubt“, umreißt es die Architektin: „Wie eine Art Tetris.“

„Bespielen, dazugeben, wegnehmen, war das Prinzip“

Auf diese Weise lassen sich verschiedene Funktionen unterbringen, Gemeinschaftszonen und ruhige Räume etwa. Die Flächen präsentieren sich großzügig, für informellen Austausch, nicht nur als Verkehrsflächen. „Anders als oft im Wohnbereich denkt man hier nicht in vergeudetem Raum“, lobt Anja Innauer. Markante Gitter aus verzinktem Baustahl, teilweise in Kombination mit Glasflächen, zwischen den Räumen sind immer wieder gestalterisches Element. Sie haben teilweise Filterfunktion, trennen, schützen und sind dennoch verbindend. Zugleich dienen sie der lockeren Atmosphäre und haben  eine „tragende“ Funktion, bepflanzt oder als Garderobe. Offen lassen oder zuhängen, das geschieht hier spielerisch.

„Sich Fläche teilen, nicht nur am Schreibtisch verhaftet sein, eine Art Auflösung“, so beschreibt es Anja Innauer, die die Offenheit des Bauherrn sehr schätzt. „Der Bauherr ist am allerwichtigsten. Oberster in der Kette.“ Auch die Zusammenarbeit mit Bischof Zündel lobt sie sehr: „Das Zusammenspiel mit dem Bauleiter hat im Dreieck wunderbar funktioniert.“ Das Schönste am Projekt? „So viel offene Fläche zu haben!“
Anja Innauer, NONA Architektinnen

Die Arbeitswelt auflockern. Das ist in Vorarlberg noch recht neu.

Text: Jutta Metzler, www.bessere-texte.de

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