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Von energieflexiblen Gebäuden und Bewohnern

Künftige Gebäude sind - vom Einfamilien- bis zum Mehrfamilienhaus - energieflexibel und deren Bewohner wandeln sich von Konsumenten zu "Prosumern", die nicht nur Energie kaufen sondern auch selbst herstellen und einen Teil davon selbst verbrauchen.

Das stellt Architekten und Haustechnikplaner, aber auch Energielieferanten und Netzbetreiber vor Herausforderungen, die beim zweiten "Fachkongress "Innovative Stromanwendungen im Wohnbau" in Feldkirch von allen Seiten beleuchtet wurden.

Strom und Wärme am Gebäude zu produzieren und mittels Betonkernaktivierung, intelligentem Warmwasserspeicher oder Batterie zu bevorraten, macht ein Gebäude "energieflexibel". Die Auslotung aller diesbezüglichen Grenzbereiche, so zeigte ein Beispiel aus der Schweiz, führt zum "Haus ohne Stromanschluss", das dort im Rahmen eines Forschungsprojektes seit mittlerweile drei Jahren funktioniert und von Christof Bucher (Balser und Hofmann, Zürich) vorgestellt wurde.

Auch ein zweiter Blick in die Schweiz offenbarte die Möglichkeiten des Grenzgängertums: So wurde Architekt Karl Viridén vom gleichnamigen Büro in Zürich mit der Frage konfrontiert, wie die Akzeptanz von PV-Modulen an Gebäuden unter seiner Kollegenschar gesteigert werden könne. Mangels vornhandener Produkte wurde in Zusammenarbeit mit einer österreichischen Firma ein eigenes PV-Fassadenmodul entwickelt, das nicht als solches erkennbar auch von jener Mehrzahl der Architekten eingesetzt werden kann, die PV-Module aus ästhetischen Gründen bislang gemieden und bestenfalls aufs Dach verbannt und hinter hohen Attiken verborgen haben.

Zwei Bürogebäude über eine Direktleitung miteinander zu verbinden und den auf dem Dach eines der beiden Gebäude produzierten Strom möglichst selbst zu verbrauchen, war laut Thomas Nacht von 4ward Energy Research in Graz ein ertragreicher Ausflug in eine rechtliche Grauzone. Gemeinsam mit dem Energieversorger wurde eine findige Schaltung entwickelt, die den Eigenverbruachsanteil beider Gebäude deutlich zu erhöhen vermochte.

Ob solche Lösungen in Zukunft einfacher und deutlich innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen umgesetzt werden können, vermochte Bundesrat und OeMAG-Vorstand Magnus Brunner zwar nicht zu beantworten, sein Einblick in die Ökostromförderwelt der Gegenwart und der Zukunft sorgte aber für aufmerksames Publikum bis zum Schluss.

Woher der Strom für die schönen neuen Anwendungen am Gebäude stammt und in welcher Qualität er vor allem zu welcher Jahreszeit daherkommt, hinterfragte Georg Benke von e7 Energie Markt Analyse in Wien. Er zeigte in seinem für einen laut Eigendefinition "ausgewiesenen Zahlenmenschen" erstaunlich emotionalen Vortrag, dass die zunehmende Verwendung von Strom als Wärmelieferant die Energielieferanten und Netzbetreiber vor große Herausforderungen stellt, welche mit dem Ausstieg Deutschlands aus der Atom- und Kohlekraft nochmals vergrößert würden.

Insbesondere Anbieter von Infrarotheizungen und Luftwärmepumpen nahm der Experte in die Pflicht, den Kunden keine Illusionen bezüglich einer Energieautonomie zu vermitteln, wenn im Sommer PV-Strom im Überschuss produziert würde, im Winter aber "dreckiger" Strom aus dem Netz in exorbitanten Leistungsgrößen bezogen werden müsse. Entweder wird es neue Kraftwerke brauchen, welche aber nur geringe Laufzeiten zur Spitzenlastabdeckung fahren und deshalb teuer sind oder es wird eine deutliche Leistungskomponente im zukünftigen Strompreis brauchen, so Benke.

Neben hochkarätigem Fachinput fanden die über 100 Teilnehmenden in den Pausen über den Dächern von Feldkirch ausreichend Gelegenheit zur angeregten Diskussion. Zeit für die feinen Köstlichkeiten nahmen sich die meisten dazwischen übrigens auch.

Das Passwort zum Download der Vorträge aller Sprecherinnen und Sprecher können Sie per Mail an edith.haemmerle@energieinstitut.at anfordern.