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Gelungenes Generationenwohnen in Göfis

Haus des Monats: Inmitten grüner Wiesen baute Familie Sonderegger ihr rund 100-jähriges Haus um. Architektin Catharina Fineder plante drei Wohnungen in das verschachtelte Haus, ohne die äußere Struktur zu verändern. Entstanden ist ein stimmiges Generationenhaus mit phänomenalen Ausblicken in die Umgebung.

Marieluise u. Helmut Sonderegger, Architektin Catharina Fineder, Tanja u. Harald Sonderegger (v.l.n.r.)

Im Rahmen des EU-Projektes GO Altbau zeichnen wir regelmäßig ein "Haus des Monats" aus, um über eine gelungene Sanierung zu berichten und so zum Nachahmen anzuregen.
Die Bauleute und Architektin Catharina Fineder (Mitglied der Partnerbetriebe Traumhaus Althaus) erzählen im Interview von Überraschungen und Herausforderungen bei der Planung und beim Bau, die Familie spricht über das Zusammenleben und sie verraten uns ihre Lieblingsplätze im Haus.

Warum habt ihr euch für einen Umbau entschieden?

Harald Sonderegger: Meine Frau und ich lebten in Tirol in Miete. Als unsere zwei Töchter ins Schulalter kamen überlegten wir, wohin es gehen soll. In Tirol gab es finanziell gesehen keine Möglichkeit für ein Eigenheim. So kam die Überlegung, im großen Haus meiner Eltern abgetrennte Wohnungen zu machen. Wir konnten uns allerdings überhaupt nicht vorstellen, wie wir das Haus aufteilen können, da es sehr verschachtelt war. Ein Verwandter, der Architekt ist, hat uns dann ein paar gute Ideen gesagt. Das war der Start. Natürlich haben wir mit unseren Eltern diskutiert. Es muss ja für alle passen.

Ihr seid drei Brüder. Wie war es, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind?

Harald: Wir haben das ganze Haus parifiziert, also das Erbe quasi schon geregelt. Auch finanziell war es ein schwieriges Jonglieren, dass die drei Wohnungen im Haus in etwa gleichwertig sind.

Helmut Sonderegger: Ich hatte mir gewünscht, dass bis zu meinem 70. Geburtstag die Übergabe und die Bauarbeiten erledigt sind. Es sollten drei gleichwertige Wohnungen entstehen – möglichst ohne einen Zubau. Es ist dann logischerweise etwas anders gelaufen, es sind nicht drei gleich große Wohnungen geworden. Einer unserer Söhne ist bereits in Tirol sesshaft mit seiner Familie, für ihn gibt es jetzt im Obergeschoß eine etwas kleinere Ferienwohnung, beziehungsweise Zweitwohnung, mit 80 Quadratmetern. So konnten wir die Größenordnung des Altbaus erhalten und mussten nicht dazu bauen.

Die Eltern wohnten während des Umbaus im Haus. Wie war das für sie?

Harald: Wir haben den Bau zweiteilig gemacht. Wir starteten im Sommer, da wurde die Wohnung der Eltern gemacht. Danach konnten wir wieder zumachen, damit sie es im Winter warm haben. Die Heizung wurde ja auch getauscht. 

Ihr habt eure Ölheizung durch eine Luftwärmepumpe ausgetauscht?

Helmut: Ja, wir hatten die Ölheizung, und beim ersten Umbau in den 1970ern mit einem Stückholzofen sowie Solaranlage ergänzt. Der Stückholzofen war dann die Hauptheizung und die Ölheizung nutzten wir zur Überbrückung. Für uns war es jetzt ein klares No-Go, mit Öl weiter zu machen. Wir haben nun eine Luftwärmepumpe und der damalige Stückholzofen wird immer noch genützt, wenn die Außentemperatur unter -2 Grad ist und dadurch der Wirkungsgrad der Luftwärmepumpe stark sinkt. Zudem haben wir eine PV-Anlage, diesen Strom nützen wir natürlich auch für unsere Luftwärmepumpe. 

Harald: 
Es war auch eine klare Entscheidung, eine Fußbodenheizung zu machen. Wir haben sehr hohe Räume, dadurch ist es die beste Lösung. 

Was waren die größten Herausforderungen beim Bau oder bei der Planung?

Bei Bestandsbauten ist die größte Herausforderung, dass du nicht weißt, was wirklich drinnen ist und auf dich zukommt. Beispielsweise als wir bemerkt haben, dass die Dampfbremse beim Dach oben fehlt, oder dass die Decken verstärkt werden mussten.
Catharina Fineder

Ein Umbau birgt so manche Überraschungen. Gab es was, womit ihr nicht gerechnet habt?

Catharina: Ich fand super, dass man den Holzofen samt Kamin immer noch verwenden kann, und weil gegen Bauende noch etwas Geld übriggeblieben ist, konnten wir so einen Sichtofen realisieren.

Harald:
Anders geplant war auch die Decke im Dachboden. Zuerst wollten wir sie weiß malen. Ich habe die Balken dann mal mit der Bohrmaschine gebürstet. Das sah so schön aus, darum haben wir das als Sichtdecke so gelassen. Dadurch entschieden wir uns auch für den Sichtestrich als Bodenbelag. Da hätte eigentlich Linoleum reinkommen sollen. So hat es nun den schönen Kontrast, der graue Boden und oben das Holz.

Was braucht es denn, damit so ein Projekt gelingt?

Harald: Eine gute Planung und eine erfahrene Architektin, wie wir es mit Catharina hatten.

Wie lange habt ihr geplant?

Catharina: Das erste Treffen fand im Mai 2017 statt. Ein Jahr später im Spätsommer war Baustart. Es hat von Beginn an sehr gut gepasst mit den Bauleuten, es war sehr schnell eine gute Vertrauensbasis da.

Harald:
Catharina hat 3D-Planungen gemacht, die konnten wir via QR-Code aufs Handy laden und dann mit einer VR-Brille anschauen. Das war sehr hilfreich, um sich die Räume vorzustellen.

Catharina:
Mit 3D
kann man die Lichtsituationen viel besser darstellen. Ein Bild oder ein Modell ist nie so eindrücklich. Bauleute sind zudem nicht immer so gut mit Planlesen, hier ist 3D schon ein Vorteil. 

Gibt es etwas, das ihr heute nicht mehr so machen würdet?

Harald: Nein, ich würde es heute wieder so machen. Wichtig war, dass wir separate Eingänge für die Wohnungen haben, um Spannungen zu vermeiden. Wegen der Parifizierung mussten wir dies sowieso machen, auch wegen dem Feuerschutz. So war es ideal. 

Wie ist das Zusammenleben im Mehrgenerationenhaus?

Harald: Super, bis jetzt (lacht). Wenn ich zehn Jahre früher gefragt worden wäre, hätte ich gesagt, ich komme niemals hierher zurück. Aber es ist schon cool, wenn immer jemand da ist, Oma und Opa im Haus sind. Unser Vorteil ist, dass wir in der oberen Wohnung sind – wir schicken den Lärm quasi nach unten (lacht).

Helmut:
Es ist klar, dass es nicht komplett lautlos i
st. Ein perfekter Schallschutz ist kaum umsetzbar in einem Altbestand. Aber wir kommen zurecht. 
Ich wüsste nicht, was wir anders machen hätten können. Wir haben auch die Außenfassade teilweise neu gemacht. Die Herausforderung dabei war die Farbkombination, damit haben wir uns lange auseinandergesetzt und viele Muster angeschaut. Zur gelben Fassade gibt es nun das dunkle Holz. Eine künstliche Fassade wie Eternit, das hätte nicht gepasst. Die Grundidee funktioniert: das Haus selbst hat seinen Charakter bewahrt und ist sogar schöner geworden.

Habt ihr gute Tipps für Sanierungswillige?


Finanziell gu
t planen und mindestens 20 Prozent Puffer in die Gesamtkosten miteinrechnen, denn beim Neubau hast du das Problem nicht, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Das war perfekt so. Zudem muss die Chemie passen zwischen allen Agierenden. Und wenn es ein Kooperationsbau ist mit den Eltern, dann muss es vorher gut abgeklärt und abgesprochen sein. Nicht, dass es Differenzen oder Missverständnisse gibt. Das ist wichtig, viel Vorarbeit und guter Austausch. 
Harald Sonderegger

Der Sinn und Mehrwert des Mehrgenerationenhaus ist, dass man sich gegenseitig helfen kann. Die Kinder können jederzeit zu Oma und Opa, das ist schön.
Helmut Sonderegger

Das Timing muss passen. Als Eltern sollte man nicht zu früh entscheiden, wenn die Jungen noch nicht so weit sind und nicht wissen, wo und wie sie leben möchten.
Marieluise Sonderegger

Wo sind eure Lieblingsplätze im Haus?

  • Harald: Das Kinderzimmer mit der riesigen Glasfront, das hat einen so phänomenalen Ausblick, das ist der Hammer.
  • Tanja: Unser Schlafzimmer, wegen des Blicks nach draußen.
  • Catharina: Ich mag den Dachraum mit dem Küchentisch unterm Dachfenster. Die Balken, das Holz, die Küchenfarbe mit dem Orange.
  • Marieluise: Wir haben jetzt getrennte Stube und Esszimmer – da schaue ich morgens immer zuerst raus auf die Bazora. Ich finde das herrlich!
  • Helmut: Ja, den Blick aus dem Esszimmer mag ich auch. Ich fühl mich überall wohl, auch im Weinkeller.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!

Mehr Details über diese erfolgreiche Sanierung und weitere nachahmenswerte Beispiele finden Sie in der Sanierungsgalerie www.sanierungsgalerie.at

Werfen Sie zusammen mit Architektin Catharina Fineder einen Blick ins Haus im GO Altbau Reel.

Catharina Fineder Architektur ist Mitglied der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Erfahren Sie mehr über die Sanierungs-Spezialist*innen www.partnerbetrieb.net.

Text und Übergabefoto: Caroline Begle, klartexter:in
Fotos: Petra Rainer

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projekts GO Altbau und wird gefördert durch das INTERREG Programm Bayern-Österreich 2021-2027 - ein Programm der Europäischen Union. Das Energieinstitut Vorarlberg und die weiteren Projektpartner stellen im Rahmen des Projekts jeweils zwei Mal jährlich besondere Sanierungen als "Haus des Monats" vor.