3 Gründe, warum wir e-Fuels nicht als Alternative zu Heizöl sehen
Der Umstieg von Öl auf ein alternatives System ist derzeit meist keine günstige Angelegenheit. Der Gedanke, die alte Ölheizung mit einem klimaneutralen Brennstoff weiter zu nutzen, daher verlockend. Im Folgenden schreiben wir kurz, warum Sie sich diesen Zahn besser gleich ziehen sollten.
Der Umstieg von Öl auf ein alternatives System ist derzeit meist keine günstige Angelegenheit. Der Gedanke, die alte Ölheizung mit einem klimaneutralen Brennstoff weiter zu nutzen, daher verlockend. Im Folgenden schreiben wir kurz, warum Sie sich diesen Zahn besser gleich ziehen sollten.
Die Grundidee, bereits bestehende Systeme und Infrastruktur zu erhalten und weiter zu nutzen – und stattdessen den klimaschädlichen Energieträger gegen eine ökologische Variante zu tauschen, ist ja an sich super gut. Dennoch gibt es aus unserer Sicht mindestens drei Gründe, warum wir „e-Fuels“ nicht als Alternative zu Heizöl sehen.
Erstens: zumindest mittelfristig keine ökologische Verbesserung
Sogenannte „e-Fuels“, also „elektrische Treibstoffe“, werden hergestellt, indem Wasserstoff und Kohlendioxid zu organischen Verbindungen zusammengebaut werden. Das Verfahren ist keine Hexerei. Erst muss Wasserstoff (meist elektrolytisch) gewonnen werden. Außerdem braucht’s jede Menge CO2 – von dem wir in der Atmosphäre zwar zu viel haben, aber dennoch verschwindend wenig: gerade einmal 400 von 1.000.000 Molekülen in der Luft sind CO2-Moleküle. Drei Kilo davon braucht’s für einen Liter e-Fuel.
e-Fuels sind sehr energieintensiv in der Herstellung
Und natürlich sind e-Fuels nur dann CO2-neutral und damit klimafreundlich, wenn das CO2 aus der Atmosphäre entnommen oder die Einbringung in die Atmosphäre verhindert wird (indem CO2 aus Biogasanlagen abgeschieden wird, beispielsweise). Beide Vorgänge, die Gewinnung von Wasserstoff und von CO2 in Reinform sind sehr energieintensiv und benötigen jede Menge Strom. Sechsmal schlechter ist die Gesamteffizienz von e-Fuels, als bei herkömmlichem Diesel/Heizöl, sagt das Umweltbundesamt.
Wir haben nicht ausreichend Ökostrom
Der Strom muss natürlich aus erneuerbaren Quellen kommen, sonst macht das Ganze keinen Sinn. Und derzeit haben wir viel zu wenig überschüssigen Ökostrom, als dass wir ihn im großen Stil zu e-Fuels verarbeiten könnten. Führt der hohe Strombedarf aus der Produktion von e-Fuels dazu, dass Kohle- oder Gaskraftwerke länger am Netz bleiben müssen, sorgt deren Verwendung sogar für ein Ansteigen der CO2-Emissionen. Das wird sich in Zukunft natürlich ändern, aber bis wir in zehn oder 15 Jahren soweit sind, hat Ihre Ölheizung längst den Geist aufgegeben.
Zweitens: Um die e-Fuels wird man sich reißen
Dass wir Öl und Gas aus Klimaschutz- und energiepolitischen Gründen rasch loswerden müssen, ist heute klarer denn je. Die Umstellung auf alternative Energieträger, allen voran auf Strom, ist nicht überall technisch gleich einfach. Während in der Raumwärme Öl und Gas relativ leicht durch Wärmepumpen, Pelletsheizungen, Solaranlagen oder den Anschluss an ein Nahwärmenetz erfolgen können, schaut es im Flugverkehr, der Hochseeschifffahrt oder der chemischen Grundstoff-Industrie nicht ganz so gut aus.
e-Fuels werden daher vor allem in jenen Bereichen zum Einsatz kommen müssen, in denen ihre fossilen Vorgänger nicht so ohne weiteres ersetzt werden können. Und beim mittelfristig noch überschaubaren Angebot können diese Bereiche keine Konkurrenz aus anderen Sektoren brauchen. Andernfalls regelt das der Markt über den Preis. Womit wir beim dritten Grund wären.
Drittens: e-Fuels sind und bleiben mittelfristig sehr teuer
Aufgrund der großen Konkurrenz und der mittelfristig noch geringen Verfügbarkeit (derzeit gibt’s noch wenige Anlagen, die industriell e-Fuels herstellen können) wird der Preis für jene, die ein Wohnhaus damit beheizen wollen, eher unattraktiv sein. Die reinen Herstellungskosten werden – so eine deutsche Studie – auch mittelfristig um den Faktor fünf bis acht über jenen von Heizöl liegen.
Die Frage ist, bis wann sich das ändert. Denn auch wenn die Produktion sukzessive gesteigert wird, bleibt sie sehr energieintensiv, und damit auch teuer. Man schätzt, dass e-Fuels bis 2050 zu für alle vertretbaren Preisen produziert werden können. Das ist für Ihre Ölheizung zu spät.
Fazit: Wir sehen die e-Fuels nicht in der Raumwärme
e-Fuels heißen aus unserer Sicht nicht umsonst „Treibstoffe“, denn wir sehen ihre Anwendung neben der Grundstoff-Industrie vor allem in jenen Bereichen der Mobilität, die sich schwer elektrifizieren lassen: Langstreckenflüge und Hochseeschifffahrt beispielsweise.
In der Raumwärme sehen wir die Zukunft vor allem in Wärmepumpen und hocheffizienten Wärmenetzen, ergänzend und teils übergangsmäßig auch in der Nutzung von Biomasse.
Auch wenn wir verstehen, dass der Wechsel vom bislang meist günstigen und technisch problemlosen Energieträger Öl nicht leicht fällt. Wir sind Ihnen auf der Suche nach der passenden Alternative gern behilflich.
Und keine Panik, Sie müssen Ihre Ölheizung noch nicht morgen oder übermorgen ausbauen, wenn deren Weiterbetrieb aufgrund der Entwicklungsperspektive Ihres Hauses oder einer mittelfristigen Anschlussmöglichkeit an ein Nahwärmenetz noch für ein paar Jahre sinnvoll erscheint.