Das Tschofen - Wiederbelebung eines ehrwürdigen Stadthauses
Das Tschofenhaus im Zentrum der Altstadt von Bludenz sticht durch sein monumentales Wandgemälde aus dem Jahr 1937 hervor. Und dadurch, dass - zumindest bis vor kurzem - der Zahn der Zeit langsam aber stetig an ihm nagte. Mit viel Liebe zum Detail wurde es 2018 saniert und öffnete mit Ende Jahr als Stadthotel, Restaurant und Café seine Pforten.
Ambitioniert saniert im Denkmalschutz
Das Tschofenhaus im Zentrum der Altstadt von Bludenz sticht durch sein monumentales Wandgemälde aus dem Jahr 1937 hervor. Und dadurch, dass - zumindest bis vor kurzem - der Zahn der Zeit langsam aber stetig an ihm nagte. Mit viel Liebe zum Detail wurde es 2018 saniert und öffnete mit Ende Jahr als Stadthotel, Restaurant und Café seine Pforten.
Die Mitglieder der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus sowie die Energieberater des Energieinstitut Vorarlberg bekamen indess die Gelegenheit, eine Besichtigung während der heißen Phase der Sanierung zu machen. Dabei erhielten wir spannende Einblicke in die bauliche Herausforderung, den historischen Charakter des denkmalgeschützten Gebäudes mit u.a. barocker Stube zu erhalten und dennoch die Anforderungen einer modernen Gastronomie zu erfüllen.
Geführt wurden wir dabei von Barbara Keiler, Leiterin des Bundesdenkmalamtes, und dem Bauherren und Eigentümer Sandro Preite, selbst Stukkateurmeister und Fachmann für historische Sanierungen.
Das Tschofenhaus aus Sicht des Bundesdenkmalamts:
In Bludenz sind - anders wie z.B. in der mittelalterlichen Innenstadt von Feldkirch - nur einzelne Gebäude denkmalgeschützt. Das Tschofen-Haus ist eines davon. Erster Schritt war demnach vor in Angriffnahme der Planung, eine bauhistorische Vorstudie. Das Gebäude hatte geschichtlich gesehen schon einiges erlebt. Im Kern ist es spätgotisch; nach zwei verheerenden Stadtbränden im 17. Jahrhundert wurde es ausgebaut und aufgestockt und 1937 erneut umgebaut.
Ziel des Denkmalamts ist es nicht, ein Museum zu errichten, sondern den Erhalt des Gebäudes mit seiner auch baulich sichtbaren Geschichte sicherzustellen. Ohne eine Umnutzung und die entsprechenden Anpassungen ist das nicht möglich. Einzelne Elemente wurden als historisch erhaltenswert eingestuft, andere wiederum nicht oder nicht mehr - sie wurden ersetzt und das darf man auch sehen. Das Denkmalamt versteht sich als kompetenter Berater und Umsetzungspartner, der Lösungen, aber auch Kompromisse finden und aufzeigen kann.
Das Tschofenhaus aus Sicht des Bauherrn:
Sandro Preite, Geschäftsführer von Preite Verputz und Trockenbau, erstand das alte Gebäude, obwohl - oder besser - gerade, weil es unter Denkmalschutz stand. Seit jeher haben ihn historische Gebäude und deren denkmalgerechte Sanierung fasziniert und herausgefordert. In der geplanten, neuen Nutzung sieht er nicht nur die Revitalisierung eines alten, erhaltenswerten Hauses mit Geschichte, sondern er will auch einen Beitrag zur Belebung der Bludenzer Innenstadt leisten.
Dass im Erdgeschoss eine Gastronomie entstehen sollte, war von Anfang an klar, die restliche Nutzung ergab sich aus der Struktur des Gebäudes. Die 12 Zimmer eigneten sich perfekt zur Nutzung als kleines Stadthotel.
Herausforderungen gab es dennoch genug bei der Umsetzung. Alleine ein Jahr dauerte es, bis die behördlichen Genehmigungen alle da waren. Die Auflagen der Gastronomie und des Brandschutzes, aber auch statische Herausforderungen erwiesen sich als schwerer umsetzbar als so manche Vorgaben des Denkmalamtes, das zum Teil sogar hilfreich zur Seite Stand (z.B. im Falle eines nur knapp 2 m hohen Türsturzes, welchen das Arbeitsinspektorat bekritelte, das Denkmalamt aber als historisches erhaltenswert einstufte).
Während außen kaum Veränderungen feststellbar sind, bleibt im Inneren kaum ein Stein auf dem anderen, historische Details wurden jedoch achtsam herausgearbeitet und erhalten.
Die Sanierungsmaßnahmen im Detail:
- Das verzweigte Stiegenhaus musste aus brandschutztechnischen Gründen angepasst werden und war eine der größten Herausforderungen. Dank überdimensionaler Betonflex und mit Hilfe eines Krans entstand ein durchgängiges, 16 m hohes Stiegenhaus als Erschließung für die einzelnen Stockwerke.
- Ebenso schwierig erwies sich die Integration der in der Gastronomie vorgeschriebenen Lüftungsanlage. Sie führt die Abluft in den Innenhof ab und durfte wegen des geringen Außenlärmpegels nur 25 dB Schall erzeugen.
- Die Unterbringung der Heizung war ebenfalls schwierig. Eine Luftwärmepumpe wäre zu laut gewesen; schließlich fand man im 4. OG eine Nische für eine Gastherme, für die dank Denkmalamt der alte Kamin entsprechend instandgesetzt werden konnte.
- Für den Keller, in dem die WC Anlagen errichtet wurden und der sich unter dem öffentlichen Vorplatz vor dem Gebäude befindet, bedurfte es einer speziellen Dienstbarkeitsvereinbarung mit der Stadt. Bei den Arbeiten kam ein Gewölbe - wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert zum Vorschein, ohne Bodenplatte und Fundament. Aus statischen Gründen konnte nichts anderes gemacht werden, als eine Betonplatte darüber zu legen, obwohl das bauphysikalisch problematisch ist. Vor allem im Sommer wird Kondensat anfallen, mit dem man leben muss.
- Gedämmt wurde das Gebäude an der Rückwand mit Hanf, an den Außenwänden arbeitete man zum Erhalt der Fassade innenseitig mit Aerogelputz und Aerogel-Dämmplatten in den Heizkörpernischen. Das Fassadengemälde wurde fachgerecht restauriert.
- Im Dachgeschoss wurde ein Wellnessbereich eingerichtet, belichtet durch drei neue Gaupen. Das Dach selbst wurde abgedeckt, mit 28 cm Mineralwolle gedämmt und die alten Ziegel wiederverwendet. Das Dachgebälk wurde geputzt und gebürstet und bleibt sichtbar.
- Bei den Fenstern wurden zwei Firmen beauftragt: einmal ein Spezialist für Denkmalfenster, der diese ensprechend nachbaute und eine andere für die neuen, größeren Fenster.
- Über der Küche wurde die Decke für die Lüftungsanlage 60 cm angehoben, wodurch die Schwelle auf die Terasse des Nachbarhauses beseitigt wurde. Die Holzbalkendecke im 1. Obergeschoss musste aus statischen und schalltechnischen Gründen durch eine Betondecke ersetzt werden, alle restlichen Holzbalkendecken wurden erhalten.
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Die Baustellenbesichtigung kam zustande im Zuge des Projekts GreenSan. Es wird gefördert von der Europäischen Union im Rahmen von Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein und der Energieautonomie Vorarlberg.