"Es gilt die Devise: Drabliiba."
Seit einem Jahr ist Daniel Zadra Obmann des Energieinstitut Vorarlberg. Höchste Zeit für ein Gespräch mit dem Landesrat.
Seit einem Jahr ist Daniel Zadra Obmann des Energieinstitut Vorarlberg. Höchste Zeit für ein Gespräch mit dem Landesrat.
Die eine Frage, die man dem verantwortlichen Landesrat und Energieinstituts-Obmann als erstes stellt: Wie schaut’s aus auf dem Weg zur Energieautonomie?
In Sachen Energieproduktion tun wir schon viel – im Bereich der Sonnenenergie, in der Wasserkraft, jetzt auch bei der Windkraft. Dort haben wir noch jede Menge Aufholbedarf, aber ein Umdenken hat stattgefunden. Auch werden wir beim PV-Ausbau nachlegen und uns höhere Ziele stecken. Die Bundesregierung fördert saubere Energiegewinnung mit Summen, die vor fünf Jahren noch völlig undenkbar gewesen wären – auch über die Legislaturperiode hinaus.
Das war nicht immer so. Weil Öl und Gas so billig waren, haben viele gar nicht bemerkt – oder beschlossen zu ignorieren –, in welche gefährlichen Abhängigkeiten wir uns begeben haben.
Aber nicht alle.
Nein. Ökologische Pionierinnen und Pioniere haben bereits vor Jahren auf klimafreundliche Energielösungen umgestellt – sie haben damit auch ein aktives Zeichen gegen die Abhängigkeit von Putin gesetzt und von niedrigen Energiekosten profitiert.
Spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wissen alle, dass wir uns nicht länger dem Diktat der fossilen Energielieferanten ausliefern dürfen. Aber es muss uns klar sein, dass wir die Energieautonomie nur erreichen, wenn wir nicht nur saubere Energien ausbauen, sondern auch konsequent den Verbrauch reduzieren.
Energiesparen, neben den Erneuerbaren ein zweiter zentraler Baustein der Energieautonomie.
Darum haben illwerke vkw, das Energieinstitut und das Land die Initiative #vorarlbergspartenergie gestartet. Und im Vergleich zum Jahr 2021 konnten die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger letztes Jahr 13 Prozent des Gasverbrauchs einsparen. Dazu haben die milden Monate November und Dezember ebenso beigetragen, wie die Anstrengungen vieler, aktiv Energie zu sparen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle!
Das Energieinstitut, illwerke vkw und caritas helfen mit Wissen und Beratung. Gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium organisiert die caritas auch einen Austausch von energiefressenden Elektrogroßgeräten mit bis zu 100 Prozent Förderung für einkommensschwache Haushalte. Die Ratgeber zum Energiesparen im Büro und zu Hause sind gefragt. Und auch ich merke, dass sich das Interesse am Thema Energiesparen enorm gesteigert hat. Wurde ich vor einem Jahr noch belächelt, wenn ich zum Energiesparen aufgerufen habe, so ist es heute eine Selbstverständlichkeit.
Die gestiegenen Energiepreise sind auch eine beachtliche Motivation zum Energiesparen.
Das stimmt. Diese Preise müssen wir aber wieder einfangen. Das gelingt nur, wenn wir die Energieautonomie beim Wort nehmen und unsere Energie selbst erzeugen. Die langfristigen Investitionen in Wasser-, Sonnen- und Windkraft sind dabei das Wichtigste. Wir haben gerade das Windpotential im Land erheben lassen, es gibt innovative Projektideen dazu, auch zur Nutzung der Seewärme.
Was es aber auch braucht, ist die Mobilitätswende: Der Ausbau beim Öffentlichen Verkehr und bei der Radinfrastruktur geht stetig voran, die Fahrtakte werden enger, auch die Täler immer besser angeschlossen. Auch der stete Zuwachs an Klimatickets zeigt, dass der Umstieg in vollem Gange ist. Es gilt die Devise: Drabliiba.
Bund und Land haben aber auch kurzfristig wirksame Masnahmen gesetzt.
Um vor allem die Kostensteigerung im Strombereich abzufangen, gibt es seitens des Bundes die Strompreisbremse. Mit dem Stromrabatt zieht Vorarlberg nach und unterstützt jede kWh mit 3 Cent. Auch wurde der Heizkostenzuschuss auf 330,– Euro erhöht. Mit dem neuen Heizkostenzuschuss PLUS verdoppelt sich die Summe für einkommensschwache Haushalte. Gleichzeitig wird der Kreis der möglichen Bezieherinnen und Bezieher durch erhöhte Einkommensuntergrenzen deutlich ausgedehnt. Der Klimabonus unterstützt ebenfalls, insbesondere jene, die schon auf erneuerbare Energien umgestiegen sind.
Du bist seit einem Jahr Obmann des Energieinstitut Vorarlberg. Was taugt dir dabei gerade am meisten?
Die zahlreichen Formate, die den direkten Kontakt und Austausch mit den vielen Engagierten auf dem Weg zur Energieautonomie ermöglichen. Besonders hilfreich fand ich heuer den Dialog mit den PV-Profis oder den Installationsbetrieben. Die Branche weiß am besten, wo der Schuh bei der Umsetzung noch drückt.
Und natürlich ist es toll zu sehen, welche großartige Arbeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Energieinstitut, im Fachbereich Energie und Klimaschutz im Landhaus und bei illwerke vkw leisten – vielen Dank dafür. Verbesserungsbedarf sehe ich in der Kommunikation der unterschiedlichen Förderungen: Es gibt viele Förderungen – auf Bundes- und Landesebene. Mit unterschiedlichen Fristen und Systemen. Das ist mitunter leider verwirrend. Da ist es unsere Aufgabe, in der Vermittlung und Unterstützung noch besser zu werden.