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Elektro kann liefern

Zu Gast in der Fahrschule Mayer in Götzis erfuhren die Teilnehmenden von Live im Betrieb, wie sich Elektro LKWs bei Vorarlberger Betrieben in der Praxis bewähren. Für Führerscheinbesitzer*innen war sogar eine Spritzfahrt drinnen.

Live im Betrieb E-LKWs in der Praxis

Zu Gast in der Fahrschule Mayer in Götzis erfuhren die Teilnehmenden von Live im Betrieb, wie sich Elektro LKWs bei Vorarlberger Betrieben in der Praxis bewähren. Für Führerscheinbesitzer*innen war sogar eine Spritzfahrt drinnen.

Michael Zimmermann, Geschäftsführer Bischof Transporte und Spartenvertreter Transport der WKO, startete mit seinem Bericht über 6 Monate Erfahrung mit seinem 16 Tonnen Elektro-LKW der Marke Volvo. Das Fahrzeug wird im Verteilerverkehr für Milchprodukte mit täglich ca. 30 Stopps verwendet. Für die Kühlaggregate ist eine eigene Batterie verbaut.

Elektro LKW im Praxiseinsatz

Der eLKW ist täglich 8 Stunden im Einsatz und hängt über Nacht zum Laden an der Steckdose. Das Auto schafft vollgetankt 250 km. Deswegen muss die Route des jeweiligen Tages sauber geplant sein, wofür der Hersteller einen eigenen Routensimulator beisteuert. Nach 6 Monaten Verwendung hat sich aber genug Erfahrung angesammelt, sodass man bei Bischof bereits ein Gefühl dafür hat, was geht. Wichtig ist die Anzahl der Ladeklappenöffnungen bei der Routenplanung mit zu berücksichtigen, denn diese braucht unerwartet viel Strom.

Der LKW Hersteller Renault bietet bei seinen Fahrzeugen die Größe der Batterie auch erweiterbar an. Standard sind 200 kWh Batterieinhalt, was dann bei Bischof Transporte für 250 km reicht. Erweitern kann man die Batterie bis auf 564 kWh. Solche großen Batterien werden dann gewählt, wenn man in die bergigen Regionen Vorarlbergs liefern muss:
Vollgeladen aufwärtsfahren, und leer wieder herunterfahren, braucht entsprechend Strom.

„Super wichtig ist auch, dass die Fahrer alle zufrieden sind. Elektro LKW sind praktikabel und sofort einsetzbar“, schließt Zimmermann das Thema ab.

Als Spartenvertreter der WKO berichtete Zimmermann auch von der politischen Seite:

„Die Politik geht bei den LKWs Richtung Elektro. Es ist alles in diese Richtung angelegt. Jetzt muss nur noch der Preis der eLKWs sinken, oder durch Förderungen wettbewerbsfähig werden.“

Denn derzeit kosten eLKW in der 16t Region das Doppelte von ihren Diesel Kollegen. „Das ist zu viel, um auf das Transportgut umgelegt werden zu können“, so Zimmermann.

Da passt es gut zusammen, dass im Oktober 2022 die Förderung www.ffg.at/ENIN gestartet ist, über welche ganze Flotten auf Elektro umgestellt werden können und dafür 80% der Mehrkosten gefördert werden.

Wasserstoff im LKW hat noch viel Arbeit vor sich

Zum Thema Wasserstoff erfuhren die Live im Betrieb-Besucher*innen, dass nur noch Mercedes am Wasserstoff-LKW forscht und ein Serienmodell frühestens für 2026 angekündigt hat. Alle anderen LKW Hersteller sind aus dem Wasserstoff ausgestiegen und konzentrieren sich voll auf Elektro.

Entscheidende Fragen zur Sicherheit sind bei Wasserstoff noch zu lösen, wenn ein 30 Tonnen schweres Fahrzeug mit hochexplosivem Treibstoff ggf. einen Unfall hat. Denn Wasserstoff wird unter 700 bar Druck im Fahrzeug gespeichert. Da darf nichts schiefgehen. Außerdem fehlt noch jede Tank-Infrastruktur. So gibt es derzeit nur 5 Wasserstoff Tankstellen in Österreich, neben den 2.700 konventionellen Tanksäulen.

Ein weiterer Punkt ist die Herstellung des Wasserstoffs. Derzeit sind knapp 80% des in Österreich verbrauchten Stromes aus erneuerbaren Quellen hergestellt. Diese Wert muss zunächst durch zusätzliche erneuerbare Stromquellen auf 100% gehoben werden. Da in Zukunft weitere fossile PKWs durch eAutos ersetzt werden, wird der Stromverbrauch weiter steigen – und muss durch weitere zusätzliche erneuerbare Quellen aufgebracht werden. Will man nun Wasserstoff herstellen, wird nochmals mehr Strom benötigt und dieser muss durch zusätzliche erneuerbaren Stromquellen bereitgestellt werden. Und bei diesen Überlegungen ist der Gasausstieg der Industrie noch gar nicht eingeflossen. Der ist nämlich wichtiger, und deswegen vorzuziehen.

Junge LKW Fahrer ohne Scheu vor Elektro

Ein 26 Tonnen eLKW wird von Stefan Schluge, Schluge Kühl- und Lebensmittellogistik, derzeit getestet. Er fährt einen Zweiachser mit 400 km Reichweite.

Schluge berichtet: „Interessant ist, dass gerade die jungen LKW Fahrer keine Berührungsängste mit Elektro haben. Diese sind der neuen Technik gegenüber völlig offen und zeigen sich hoch zufrieden.“

Die Autos sind leise, zuverlässig und leicht zu fahren. Vor allem das Anfahren aus dem Stand wird besonders angenehme empfunden. Da das Drehmoment von Elektromotoren so enorm hoch ist, reduziert sich die Anzahl der notwendigen Schaltvorgänge stark. Anfahren im ersten Gang, und dann bleibt man bis zum nächsten Stillstand im Zweiten.

Höhere Tonagen ab 2023

Als Vertreter von Renault Trucks Österreich konnte Silvio Ive von den nächsten Schritten seines Unternehmens erzählen. Die heute verfügbaren eLKWs von Renault mit ihren 16 und 26 Tonnen sind Serienfahrzeuge, die in Frankreich produziert werden. Durch die Wahl der Batteriegröße stehen jeweils Reichweiten bis zu 500 km zur Verfügung. Dabei ist das Ladevolumen der Elektromodelle exakt gleich hoch wie jenes der Dieselmodelle. Das zuladbare Gütergewicht reduziert sich um etwa 1 Tonne.

2023 kommen zusätzlich die schweren Baureihen T und C mit bis zu 44 Tonnen Gesamtzuggewicht von Renault Trucks als Serienfahrzeug auf den Markt, wodurch die gesamte LKW Palette elektrisch abgedeckt wird.

Lieferzeiten für die 16 bis 26 Tonnen Fahrzeuge liegen bei etwa 6 Monaten. Für die Haltbarkeit der Batterie erhält der Kunde eine Garantie über entweder 10 Jahre oder auf bis zu 600 MWh Stromverbrauch, abhängig von der Größe der Batterie. Wenn eine Batterie altersbedingt unter 80% Kapazität abgesunken ist, startet sie in die zweite Lebensphase, wo sie als Batteriespeicher, für zum Beispiel Photovoltaikanlagen, noch jahrelang Verwendung finden.

Renault Trucks bietet interessierten Betrieben den mehrwöchigen Einsatz von Demofahrzeugen an, welcher bereits von vielen Großbetrieben wie Metro, Transgourmet und Rewe wahrgenommen wurde.

Die richtige Anzahl e-Tankstellen

Elektro-Tankstellen sind eine kostspielige Angelegenheit. Hinzu kommt, dass an manchen Standorten die gewünschte Netzleistung für eine geplante eFlotte gar nicht realisierbar ist, weil die Stromzuleitung dafür nicht ausreichend dimensioniert ist.

Es rentiert sich also gut zu überlegen, wo man welche Tankleistung wirklich benötigt, um genau dafür die Strom- und Lade-Infrastruktur zu schaffen.

Christoph Breuer, Geschäftsführer Kairos, berichtete vom Projekt MegaWATT, einem mehrjährigen Forschungsprojekt in dem namhafte österreichische Unternehmen wie Quehenberger Logistics, SPAR Österreichische Warenhandels-AG, Österreichische Post, REWE International, Schachinger Logistik und Stiegl Getränke bei der Einführung der ersten batterieelektrischen Lkw begleitet wurden.

Unter anderem wurde im Zuge dieses Projekts auch erforscht, welche Ladeinfrastruktur für eine komplette Flottenumstellung notwendig sein wird. Durch Lastmanagement und bedarfsorientiertes Laden konnten in Simulationen der Leistungsbedarf für die Ladeinfrastruktur um den Faktor 10 (!) gesenkt werden. Der umfassenden Planung der Ladeinfrastruktur kommt deshalb besondere Bedeutung zu, um Investions- und Betriebskosten zu sparen.