E-LKWs erfüllen Erwartungen der Kunden und werden beständig besser
Beim Live im Betrieb-Treffen bei Mercedes Schneider in Dornbirn hört man nur zufriedene Wortmeldungen der E-LKW Anwender. Die E-LKW Anbieter berichten von wichtigen Innovationen, die im Jahrestakt in die Serienfahrzeuge aufgenommen werden.
Gute Erfahrungen bei Bischof Transporte mit der neuen Elektro Sattelzugmaschine
Mit den hohen Förderungen für E-LKWs startet Michael Zimmermann, Geschäftsführer Bischof Transporte, seinen Beitrag für die Teilnehmenden beim Live im Betrieb Termin bei Mercedes Schneider in Dornbirn. So werden von der ENIN Förderung (Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur) 80% der Mehrkosten von Nicht-fossilen-Nutzfahrzeugen als Förderung an den Antragsteller rückerstattet. Von den 120 Förderansuchen aus ganz Österreich haben 92 eine Zusage erhalten.
Auch Michael Zimmermann selber ist jetzt in seinem Betrieb mit 5 E-LKWs unterwegs und wird weitere 10 Stück bestellen. Seit 2 Monaten ist auch ein 40 Tonner bei Bischof Transporte im Einsatz und bewährt sich einwandfrei. Die Fahrer sind zum Glück von den E-LKWs begeistert. Übrigens erlaubt der Gesetzgeber, dass Elektro-Nutzfahrzeuge 2 Tonnen zusätzliches Gesamtgewicht aufweisen dürfen!Durch die schweren Batterien wäre durch das 40 Tonnen Limit weniger Nutzlast möglich. Das ist durch diese Gesetzesänderung kein Problem mehr.
Das Laden der Batterien erfolgt bei Bischof Transporte immer nachts. Dafür wurden zwei Ladesäulen, mit jeweils 100 kW abgesichert. Jede Säule hat 2 Ladeanschlüsse. Damit sind die E-LKWs leicht über Nacht zu laden.
Das Laden von E-LKWs führt zu einer Herausforderung für jeden Interessenten, der viele Elektrofahrzeuge gleichzeitig laden will: Man braucht einen ausreichend starken Netzzugang, notfalls müssen vorgelagerte Leitungen oder Trafos verstärkt werden. Das ist immer im Einzelfall zu prüfen. Zimmermann streut seinem Stromlieferanten VKW und dem Netzbetreiber Vorarlberg Netz in diesem Punkt Rosen.
Mit einer dringenden Empfehlung endet sein Beitrag: Man braucht einen Wartungsvertrag für die kritischen Teile wie Antriebsstrang und Batterie für die geplante Nutzungsdauer. In seinem Fall war der Hersteller Volvo bereit, ihm eine Garantie über die gesamte Nutzungsdauer von 7 Jahren bei einer jährlichen Laufleistung von 100.000 km zu geben.
Gebrüder Weiss stellt im Nachverkehr bis 350 km auf Elektro um
Auch bei Gebrüder Weiss wird engagiert an allen alternativen Antriebstechnologien getestet. So berichtet Peter Waldenberger, Leiter Qualitäts- und Umweltmanagement bei Gebrüder Weiss, davon, dass sowohl mit den Wasserstoff-LKW wie auch mit den batterieelektrischen-LKW alle Anforderungen erfüllt werden können. Bei Wasserstoff muss dazu gesagt werden, dass die Kosten pro gefahrenem Kilometer etwa beim 5-fachen im Vergleich zum Diesel-LKW liegen. Aber technologisch gibt es nichts zu beanstanden.
Ein Nachteil ist, dass es derzeit kein flächendeckendes H2-Tankstellennetz gibt. Da man den H2-LKW ca. alle 400 km nachtanken muss (es werden übrigens 32 kg Wasserstoff getankt), und laut https://www.glpautogas.info/data/hydrogen-stations-list-austria.html nur fünf H2-Tankstellen in Österreich in Betrieb sind, sind die Einsatzmöglichkeiten dieser Fahrzeuge hierzulande sehr begrenzt. In Deutschland ist die Situation nicht besser. Für einen Testbetrieb ist das gerade noch akzeptabel, aber für einen Normalbetrieb müsste das massiv ausgebaut werden.
Bei E-LKWs hingegen ist es wesentlich einfacher das Laden der Batterie zu organisieren. Das bekommt man als Unternehmen organisiert und gebaut. Die ASFINAG arbeitet übrigens an einem E-LKW-Ladenetz entlang der Autobahnen wo auch genügend Platz für die längsten LKWs ist.
So ist bei Gebrüder Weiss die Entscheidung getroffen worden im Nahverkehr bis 350 km in den Klassen N1 bis N3 auf Elektro umzusteigen. Batterieelektrische LKW, die im Fernverkehr eingesetzt werden sollen, haben zweckmäßiger Weise leistungsfähige Lader (Megawatt Charger), mit denen in der gesetzlichen Lenkpause (45 Minuten Lenkpause nach 4,5 Stunden Lenkdauer) der E-LKW wieder auf 80% Kapazität aufgeladen werden kann, vorausgesetzt die entsprechende Infrastruktur ist vorhanden. Daran mangelt es noch. Die Förderzusage für 7 E-LKWs liegt bei Gebrüder Weiss bereits vor, die Beschaffung ist 2024 geplant.
Vorarlberg soll größtes E-Bus-Bundesland Österreichs werden
Leonard Lechner vom Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) lässt die Teilnehmenden von „Live im Betrieb“ an seinen Erfahrungen teilhaben. Mit den heute verfügbaren E-Bussen könnten bereits der Großteil aller Fahrzeugumläufe ohne größere Einschränkungen elektrisch gefahren werden. Der VVV konnte in insgesamt drei Calls im Förderprogramm EBIN Fördermittel für bis zu 130 E-Busse (rund ein Drittel der Gesamtflotte) erfolgreich beantragen.
Eine große Herausforderung in diesem Projekt (VERDE – Vorarlberger E-Busse für Regionale Dekarbonisierung) stellt der Zeitpunkt zur Inbetriebnahme der Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur bis Ende 2025 dar. In der Umsetzung des Dekarbonisierungsziels des VVV werden zumindest bis 2025 ausschließlich auf batterieelektrische Fahrzeuge zurückgegriffen, da aus derzeitiger Sicht des VVV das Potenzial von Wasserstoff im Vorarlberger ÖPNV zu gering sei, um die erheblichen Ladeinfrastrukturkosten zu rechtfertigen.
Aufgrund der technologischen Entwicklungsschritte im E-Bus-Bereich der letzten Jahre, müssen bestehende Dieselbusumläufe künftig nicht mehr umfänglich geändert werden. Sollten Gelegenheitsladungen zur Erfüllung eines Umlaufes notwendig werden, können in den meisten Fällen bereits bestehende Pausen dafür genutzt werden.
Der Aufwand für die Einreichung zur Förderung der Busse wird von Lechner als anspruchsvoll beschrieben. Eine einfachere Beantragung werde lt. BMK für künftige Förderprogramme geprüft.
Sehr zufrieden äußert er sich hingegen über die gute Zusammenarbeit mit der VKW im Bereich Ladeinfrastruktur. In Einzelverträgen zwischen der VKW und dem jeweiligen Standortbetreiber, welche aus einer vom VVV ausgeschriebenen Rahmenvereinbarung abgerufen werden können, wird eine Dienstleistung zur Errichtung, Wartung und Betrieb der Ladeinfrastruktur vereinbart und mittels einer monatlichen Pauschale zzgl. der „getankten“ kWh gem. vereinbartem Strompreis verrechnet.
Aber auch E-Busse fahren nicht völlig wartungsfrei. Lechner schätzt, dass der Betrieb der Busflotte über 10 Jahre Nutzungszeit, etwas weniger laufende Kosten verursachen könnte als die derzeit eingesetzten Dieselfahrzeuge. Erfahrungswerte dazu fehlen allerdings noch.
Ein paar Tipps und gemeinsame Einreichung zur Förderung korrigiert
Simone Keppler, illwerke VKW, gibt den Zuhörer*nnen einen guten Rat mit auf den Weg. So sollen die Lastspitzen durch das (parallele) Laden von E-LKWs unbedingt berücksichtigt werden. Denn Lastspitzen müssen vom Stromkunden bezahlt werden. Oder der Kunde schafft es eben durch schlaues Lastmanagement die Spitzen zu vermeiden. Eine vorausschauende und zukunftsorientierte Planung ist hierfür die Grundlage. Eine PV Anlage mit Eigenverbrauchsoptimierung könnte ein Ansatz dafür sein.
Und beachten, dass der Umstieg auf Elektromobilität auch für Unternehmen und Gewerbetreibende durch die CO2-Einsparung und den möglichen THG Quoten Handel zusätzliche finanzielle Benefits bietet.
Gemeinsam mit Christoph Breuer vonKairos und Laura Braun von der Wirtschaftskammer wird für Unternehmen und Organisationen in Vorarlberg eine gemeinsame Fördereinreichung angeboten. Interessenten mögen sich bitte unter cb@kairos.or.at melden.
E-LKW-Hersteller berichten von Unternehmens-News
Bei Volvo gibt es inzwischen eine hohe Vielzahl an eNutzfahrzeugen. Michael Zimmermann berichtet auszugsweise von Zugmaschinen, Müllpressfahrzeugen und Betonmischern. So soll es in Deutschland bereits Ausschreibungen von Kommunen geben, in denen dezidiert E-LKWs verlangt werden, um den Auftrag für eine städtische Baustelle zu erhalten.
Marcel Wiedner von Scania berichtet davon, dass sein Unternehmen die Akkus in Kooperation mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt entwickelt. Northvolt stellt die Zellen in Nordschweden her, wo das Werk zu 100% mit fossilfreiem Strom versorgt wird. Der CO2 Fussabdruck beträgt dadurch nur etwa ein Drittel einer vergleichbaren Referenzzelle. Die Batteriepakete werden dann direkt bei Scania in Södertälje, in der neu eröffneten Batteriefabrik, zusammengebaut. Ab 2024 kommt darüber hinaus das bidirektionale Laden bei Scania womit die LKW Batterie auch als Batterie im Netz verwendet werden kann. Die Verkaufspläne des Unternehmens sind engagiert: bereits 2030 sollen 50% der verkauften Fahrzeuge elektrisch sein.
Zu guter Letzt werden die Zuhörer*innen von Christian Csenar von Daimler Trucks informiert. Auch Daimler hat ein breites Angebot von E-LKW in allen Klassen. Gestartet wurde mit dem 400 km Modell im Jahr 2021, bei dem sich die E-Achse durch besonders hohe Effizienz auszeichnet. Zwei E-Motoren sind dabei über ein Zweigang-Getriebe direkt auf das Differential angeflanscht. Ab 2024 wird eine Sattelzugmaschine mit 600 km Reichweite für den Fernverkehr in Serie gehen. Exemplarisch pickt Csenar den Elektro-Müllsammler heraus, bei dem der Verbrauchsunterschied zwischen Fossil (ca. 100 l Diesel pro 100 km, entspricht etwa 1.000 kWh pro 100 km) und Elektro mit 150 kWh pro 100 km unfassbare Vorteile für Elektro liefert.
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit kairos OG und dem Netzwerk Wirtschaft MOBIL durchgeführt.