Saubere Luft sorgt für mehr Produktivität
Die Luftqualität trägt ganz maßgeblich zu Gesundheit und Produktivität der Nutzerinnen und Nutzer von Gebäuden bei. Aber wie kann man die Luftqualität beeinflussen? Von zwei zentralen Ansatzpunkten lesen Sie im Folgenden.
Die Luftqualität trägt ganz maßgeblich zu Gesundheit und Produktivität der Nutzerinnen und Nutzer von Gebäuden bei. Aber wie kann man die Luftqualität beeinflussen? Von zwei zentralen Ansatzpunkten lesen Sie im Folgenden.
Montag, 8 Uhr, ein typisches Bürogebäude in Vorarlberg: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tauchen nach dem Wochenende an Ihrem Arbeitsplatz auf. Licht einschalten, Computer hochfahren, Kaffee holen und … erst einmal das Fenster öffnen.
Die Luft im Büro wirkt irgendwie stickig, verbraucht, abgestanden. Aber wieso eigentlich? Es war die letzten zwei Tage ja niemand da. Kaum ist das Fenster auf, schon beschweren sich der Schreibtischnachbar über den Krach und die Nebensitzerin über die Zugluft. Also Fenster schnell wieder zu. Danach E-Mails checken, Telefonate erledigen, die erste Besprechung der Woche; eine gewisse Müdigkeit und Trägheit stellt sich ein, die Konzentration leidet. Die Luft wirkt schon wieder verbraucht. So oder so ähnlich sieht der Wochenstart von vielen Personen aus. Aber was hat das mit der Luftqualität zu tun und wovon hängt diese ab?
Luftqualität beeinflusst Produktivität
Bereits seit 160 Jahren ist bekannt, dass die Luftqualität und insbesondere die CO2-Konzentration eine direkte Auswirkung auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Produktivität haben. Feldstudien des International Centre for Indoor Enviroment and Energy an der Technischen Universität Dänemark (Ole Fanger und Pawel Wargocki) haben schon um die Jahrtausendwende klar gezeigt, dass geringere Luftqualität die Arbeitsleistung sinken und die Anzahl der unzufriedenen Personen steigen lässt. Dieses Phänomen tritt nicht nur in Büros, sondern auch in Schulen auf.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie die Luftqualität erhöht werden kann. Dies kann auf zwei Arten erfolgen und wurde auch in Feldversuchen alternativ oder gemeinsam umgesetzt. Eine Möglichkeit besteht darin, die Luftmenge durch Fensterlüften oder eine Lüftungsanlage zu erhöhen und somit die Schadstoffe in der Raumluft zu verdünnen. Die eingangs erwähnte Anekdote zeigt aber, dass Fensterlüften oftmals nicht im notwendigen Maß möglich ist.
Zwei zentrale Strategien zur Verbesserung der Luftqualität
Hier spielt die kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung ihre Stärken aus, die unabhängig von den äußeren Bedingungen ausreichend frische und konditionierte Luft in den Innenraum bringt. Eine andere Möglichkeit, welche ergänzend zum Lüften umgesetzt werden kann, ist es, die Schadstoffquellen zu minimieren bzw. entfernen.
Bei den Feldversuchen von Fanger und Wargocki war beispielsweise ein 20 Jahre alter Teppich die Hauptverunreinigungsquelle. Durch das Erhöhen der Luftwechselraten sowie das Entfernen der Schadstoffquellen klangen typische Symptome wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen rasch ab und die Produktivität erhöhte sich.
Typische Schadstoffquellen in Innenräumen
Noch besser, als Schadstoffquellen zu entfernen, ist es, diese gar nicht erst einzubauen. Typische Quellen für Schadstoffe und gängige Schadstoffe in Innenräumen sind
- Biozide in Farben, Lacken, Teppichen, Holzschutzmitteln oder Elektroverdampfer (Mückenstecker)
- Flüchtige organische Verbindungen (VOC) in Nitrolacken, Säurehärtern, Topfkonservierern
- Formaldehyd in Spanplatten, vom Gasherd oder durch Tabakrauch
- Polychlorierte Biphenyle (PCB) in Beschichtungen und dauerelastischen Fugen, Metallentfettern oder chemisch gereinigten Kleidern
Weitere Schadstoffe und mögliche Quellen können Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxide (NOx) aus undichten Öfen, Kaminen oder Gasherden, Ozon aus Bürogeräten, Radon aus dem Erdreich, chlorhaltige Reinigungsmittel, Hausstaub oder Schimmelpilzsporen und Schadstoffe aus Möbeln sein.
Schadstoffeintrag schon während der Bauphase minimieren
Um den Eintrag von Schadstoffen schon während des Bauprozesses zu minimieren, helfen zwei Instrumente. Sie erhöhen die Planungs-, Prozess- und Materialqualität und weisen mittels Messung den Erfolg der Maßnahmen nach:
- Der Qualitätsstandard wohngsund hilft Bauträgern mit wenigen, einfach umsetzbaren Punkten, ihre Wohnbauten qualitätsgesichert schadstoffarm auszuführen.
- Der Kommunalgebäudeausweis findet Anwendung bei öffentliche Bauten wie Schulen, Kindergärten, Mehrzweck- und Turnhallen, Kultursälen, Pflegeheimen oder Verwaltungsgebäuden. Der Qualitätsstandard sichert die energetisch und ökologisch optimale Gebäudeausführung – und damit den gesunden Innenraum – und führt in Vorarlberg zudem zu höheren Bedarfszuweisungen durch das Land.
Förderung deckt Teil der Mehrkosten
Der Einbau einer Lüftungsanlage sowie deren Betrieb kostet und verbraucht Strom. Auch schadstoffarme Materialien sind nicht immer zu denselben Kosten erhältlich, wie ihre schadstoffreicheren Alternativen. Zum Teil werden diese Mehrkosten über Förderungen abgedeckt.
Die Ergebnisse aus den Forschungen von Fanger und Wargocki zeigen aber zudem, dass durch eine hohe Luftqualität die Produktivität gesteigert wird. Ihren Berechnungen zufolge, ist „der jährliche Gewinn durch die aus der verbesserten Luftqualität resultierende Leistungssteigerung (welche wiederum durch Verringerung der Schadstoffe bzw. Erhöhung der Außenluftmenge erzielt wird) um ein Vielfaches größer ist als die jährlichen Zusatzkosten für Energie und Wartung“.