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Intelligente Stromzähler für Vorarlberg: 10 Fragen zur Umstellung

Vorarlberg steht kurz vor einem Technologiewechsel: In naher Zukunft wird auch der Stromzähler in Ihrem Haus durch ein neues, intelligentes Messgerät ersetzt. Bevor die Monteure an Ihre Türe klopfen, lesen Sie im Folgenden unsere zehn Fragen an den verantwortlichen Projektleiter bei Vorarlberg Netz Gerald Lumpp.

Vorarlberg steht kurz vor einem Technologiewechsel: In naher Zukunft wird auch der Stromzähler in Ihrem Haus durch ein neues, intelligentes Messgerät ersetzt. Bevor die Monteure an Ihre Türe klopfen, lesen Sie im Folgenden unsere zehn Fragen an den verantwortlichen Projektleiter bei Vorarlberg Netz Gerald Lumpp.

Wozu braucht’s intelligente Stromzähler?

Gerald Lumpp: Intelligente Stromzähler sind ein wichtiger Baustein der Energiewende. Im Stromnetz müssen Stromerzeugung und -verbrauch immer gleich groß sein, sonst wird das Netz instabil. Mit den herkömmlichen Kraftwerken, in denen fossile Brennstoffe für die Stromerzeugung verwendet werden, kann diese Voraussetzung einfach erfüllt werden – steigt der Stromverbrauch, muss mehr Kohle oder Gas verstromt werden. Kurzzeitige Unterschiede zwischen Erzeugung und Verbrauch können mit Pumpspeicherkraftwerken ausgeglichen werden.

Da die künftige regenerative Stromerzeugung durch Photovoltaik- oder Windkraftanlagen aber vom Wetter abhängt und eine Angleichung an den Stromverbrauch nicht möglich ist, müssen neben ausgleichenden Speicherkraftwerken (wie Kopswerk II oder Obervermuntwerk II) auch verbraucherseitig ausgleichende Maßnahmen möglich sein. Beispielsweise können zeittolerante große Verbraucher wie E-Mobile, Wärmepumpen oder Warmwasserboiler in Zeiten eingeschaltet werden, in denen viel Sonnen- oder Windstrom erzeugt wird. In diesem Fall wird der Strompreis durch das hohe Stromangebot billig sein. Im Fall geringer regenerativer Einspeisung wird der Strompreis aber höher sein. Es wird erwartet, dass Stromlieferanten zeitlich flexible Stromtarife anbieten, zu deren Abrechnung intelligente Stromzähler notwendig sind.

Aus diesem Grund hat die EU die Einführung intelligenter Stromzähler als Maßnahme zum so genannten „Demand Side Management“ verordnet, also der Laststeuerung zur Stabilisierung des Stromnetzes. Und der Bund hat diese Verordnung in ein Gesetz zur Umrüstung gegossen, dem wir als Netzbetreiber verpflichtet sind.

©krisana - stock.adobe.comvoltage post. Watt hour electric meter measurement tool.

Was ist eigentlich ein „intelligenter Stromzähler“?

GL: Ein intelligenter Zähler verfügt neben der Funktion, den Stromverbrauch im Viertelstundenraster zu messen, auch über die Fähigkeit, die gemessenen Werte an den Netzbetreiber zu übermitteln.

Welche Daten erfasst der Zähler und welche werden übertragen?

GL: Der Zähler erfasst den Stromverbrauch (nicht die Leistung), und zwar im Viertelstundentakt. Die Werte werden im Zähler gespeichert und nach 60 Tagen automatisch überschrieben oder gelöscht. Übermittelt wird im Standardfall der Stromverbrauch eines ganzen Tages. Nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden werden auch die Viertelstundenwerte übermittelt. Und es bedarf des zweiten ausdrücklichen Wunsches, dass wir als Netzbetreiber die Daten auch an den Stromlieferanten weitergeben. Darüber hinaus können die Verbrauchswerte und der momentane Leistungsbezug bzw. die momentane PV-Einspeisung über eine Schnittstelle direkt am Zähler ausgelesen werden.

Wie werden die Daten übertragen?

GL: Die Daten werden einmal täglich übertragen. Auch Viertelstundenwerte – dann eben über die letzten 24 Stunden gesammelt. Also quasi eine Nachricht pro Tag mit einem oder falls gewünscht mit 96 Verbrauchswerten. Übertragen werden die Daten meist über das Stromkabel bis zur Trafostation – die sogenannte Powerline Communication. Bei einigen Zählern, die zu weit von der Trafostation entfernt sind, kommt auch Mobilfunk zum Einsatz.

Wie hoch ist die Belastung durch die Datenübertragung?

GL: In allen Fällen werden die maximal zulässigen Grenzwerte eingehalten, in den meisten Fällen sogar bei Weitem unterschritten.

Wie sicher sind meine Daten?

GL: Vorarlberg Netz ist nach den höchsten Datensicherheitsstandards ISO 27001 zertifiziert. Es ist uns natürlich streng verboten, Daten an Dritte weiterzugeben. Und die Kunden entscheiden selbst, welche über die Tageswerte hinausgehenden Daten sie an uns oder auch an ihren Stromlieferanten übermitteln wollen.

Wie läuft der Tausch ab?

GL: Wir sind derzeit noch an den letzten Vorbereitungen dran und werden im April 2020 die ersten 5.000 Zähler ausrollen. Damit werden wir unsere Systeme und Abläufe überprüfen und feinjustieren, damit wir möglichst effizient alle rund 190.000 Kundenanlagen in Vorarlberg umrüsten können. Bevor es soweit ist, bekommen unsere Kunden eine ausführliche Information und ein Zeitfenster für die Umstellung, die quartiersweise erfolgt. Der Zählertausch wird durch unsere Technikerinnen und Techniker durchgeführt und dauert zwanzig Minuten. In dieser Zeit müssen unsere Kunden – wie bei jedem Zählerwechsel – kurz ohne Strom auskommen. 2022 wird die Umstellung abgeschlossen sein.

Vorarlberger Energienetze

Was kostet der Wechsel auf einen intelligenten Zähler?

GL: Beim Zählerwechsel entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Kunden. Die Anschaffungs- und Betriebskosten der neuen Stromzähler werden – wie bisher auch bei den herkömmlichen Stromzählern – über das von der Regulierungsbehörde E-Control festgelegte Messentgelt verrechnet. Die E-Control geht davon aus, dass die Kosten für die neuen Zähler nicht zu wesentlichen Mehrbelastungen der Verbraucher führen werden.

Was bringt mir ein intelligenter Zähler?

GL: Wer daran interessiert ist, seinen Stromverbrauch zu senken, erhält durch den intelligenten Zähler hilfreiche Details zum eigenen Verbrauch, der bei Nutzung der Kundenschnittstelle direkt und fast in Echtzeit sichtbar wird. Außerdem kann beim Beziehen oder Verlassen einer Mietwohnung der Strombezug tagesgenau und sofort abgerechnet werden. Kunden können wahlweise – wie beim Telefon – den Stromverbrauch monatlich genau abrechnen lassen, statt monatlich gleiche Teilbeträge und am Ende des Jahres die Differenz zu bezahlen. Am spannendsten wird aber der Eintritt in die Welt der flexiblen Stromtarife sein. Die Stromlieferanten werden sehr bald neue und für flexible Nutzer kostengünstigere Tarife anbieten.

Was, wenn ich keinen intelligenten Zähler will?

GL: Auch dafür hat der Gesetzgeber ein Szenario definiert: Es wird der intelligente Zähler so eingestellt, dass er nur einmal im Jahr den Jahresverbrauch übermittelt, damit keine manuelle Ablesung stattfinden muss.

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Gerald Lumpp ist als Projektleiter bei der Vorarlberger Energienetze GmbH für die Umrüstung der rund 190.000 Kundenanlagen auf intelligente Stromzähler verantwortlich. Aktuelle Infos zum Zählertausch finden Sie auf den Seiten von Vorarlberg Netz.
Auch 2020 gibt's einen kostenlosen Infoabend bei uns im Energieinstitut. Termin und Details hier.